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Dienstag, 7. Juni 2016

Spritztour ins Grüne mit Alpaka


Im Keller warten immer noch die Alpakafasern vom letzten Jahr auf eine Verwertung. 
Nach wie vor weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll. 
Da hilft nur eins: Es endlich mal ausprobieren. 

Also schnappte ich mir am Samstag Abend die fertig kardierten und gefärbten Batts und wollte eigentlich nur ein kleines Stückchen Garn spinnen und gleich ein Armbändchen daraus stricken, um zu testen, ob ich die Fasern auf der Haut tragen kann und mag. (Alpakamode, die man kaufen kann, finde ich oft sehr unagnehm, kratzig, stichelig, mag ich nicht, habe ich nicht.) 

Zuerst musste ich mal rausfinden, wie man das am besten spinnt. 

- langer Auszug aus dem Batt: das ging nicht gescheit, wohl auch, weil es angefilzte Partien gab.  
- mit den feinen Karden Rolgas gemacht: Die gingen im langen Auszug besser, aber der Faden wurde ungleichmäßig, oft zu dünn und ich fand es schwer, den Drall zu kontrollieren. Die Fasern sind kurz (ca 5cm) und sehr glatt und flutschen gerne auseinander. Das Ergebnis rechtfertigte nicht den Aufwand, die ganzen Batts nochmal von Hand zu Rolgas zu kardieren... also
- kurzer Auszug aus dem Batt: das ging dann ganz gut, wobei ich die Fasern meist quer oder nach oben auszog, nicht in Faserrichtung. 
Lediglich einige wenige filzige Stellen, die sich nicht gut ausziehen ließen, habe ich nochmal kardiert. Das ging völlig problemlos. Vielleicht waren sie mehr verklebt als verfilzt.

Naja, jedenfalls packte mich dann der Rappel, diese giftgrünen Fusselpakete jetzt ad hoc um die Ecke aufs Spinnrad zu bringen – auf dass ich nicht mehr darüber nachdenken muss, was ich wie daraus machen will oder soll. 
Also strampelte ich am Samstag Abend und noch ein wenig am Sonntag früh mit einem Affenzahn, bis alles auf den Spulen war. Nachmittags wurde gezwirnt. Der größere Strang lief in einer halben Stunde aufs Rad (1 : 18) und zeitweise dachte ich, gleich hebt es ab, schließlich hat es ja Flügel.
Die Fasern färbten die Finger mäßig blau und über die Hände legte sich ein cremiger Film. 
Offenbar produzieren Alpakas ein hitzebständiges Wollpflegemittel. 


Gestern habe ich dann gewaschen, recht warm, mit einer ordentlichen Portion Pril: 
Die überschüssige Farbe ging raus, der "Alpakaduft" blieb drin. 
Allmählich gewöhne ich mich daran.  
Und weil ich's jetzt wirklich wissen will, habe ich gestern Abend noch schnell Handstulpen angeschlagen - der nächste Winter kommt bestimmt. 
So, Schluss mit de Raserei, am Ende gerate ich noch in eine Radarfalle.
Übrigens ist die Farbe der Wolle so, dass die sämtlichen Rechensysteme von der Kamera über das Bildprogramm bis hin zu Blogger der Überzeugung sind, sie müssen das anders berechnen, weil es so eine Farbe nicht gibt. 
Ich würde mal sagen: Maigrun, giftgrün, neongrün, in jedem Falle unfotografierbar. 

Memo: 
Alpakafasern ungewaschen
- sehr sorgfältig kardiert (alle Fasern verlesen und geradeaus in die Trommelkarde geführt)
- als Batt mit Säurefarben grün gefärbt ("emerald", eine Stunde kochen, -> leicht gefilzt)
- am Bliss gesponnen, zum Großteil im kurzen Auszug bei 1 : 12
- sehr warm mit Pril gewaschen (-> leicht gefilzt) 
- 2 Stränge:  ca. 127g mit 291m; ca. 50g mit 98m

- fühlt sich warm und weich an
- stinkt
Der Hauptzweck meiner Schreiberei liegt zwar darin, selbst beim nächsten Mal nachlesen zu können, was ich warum wie gemacht habe und ob es funktioniert hat, aber vielleicht interessiert das ja auch die ein oder andere Creadienstagsleserin.






1 Kommentar:

  1. Dein Alpaka hast du prima versponnen- darf ich Dir noch ein paar Tipps geben? Säurefarbe im lauwarmen Wasser verteilen, Alpaka rein und erwärmen. So wird es nicht fleckig sondern gleichmäßig gefärbt. Dabei wenig bewegen- nur bis es leicht köchelt, dann herausnehmen und abkühlen lassen. Erst dann im warmen Wasser ausspülen. NIE vom heißen Färbewasser ins kalte Spülwasser- das filzt an! Bisschen Perwoll ins Spülwasser und es riecht wunderbar. LG Beatrice

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