Dazu gehörte auch die Fertigstellung des Kissengewebes auf dem Webenova-Webrahmen.
Endlich ist das Gewebe fertig und vom Rahmen.
Falls mal jemand mit ähnlichem Gerät weben möchte, hier meine abschließende Beurteilung:
In Schulnoten sähe sie so aus:
Webenova-Stab: Webeigenschaften gut bis sehr gut (1-2)
Rahmenkonstruktion: mangelhaft bis ungenügend (5-6)
(wegen Unhandlichkeit und der Unmöglichkeit einer gleichmäßigen, vernünftigen Kettspannung)
In Worten:
Fachbildung und Schusseintrag gingen gut und problemlos.
Da kann ich gar nicht meckern.
Man darf halt den Stab beim Andrücken des Schussfadens nicht nach vorne kippen, aber das muss man ja auch nicht machen.
Auf einem anderen Rahmen könnte ich mir das durchaus noch mal vorstellen.
Der Rahmen selbst ist eine Fehlkonstruktion.
Zunächst ist er ziemlich windig und neigt zum Verziehen.
Die Anleitung sieht deshalb vor, dass man immer, wenn man nicht webt, die Kettspannung löst.
Folgt man dieser Anweisung, kippt der Webstab um. Er wird ja nur durch die Spannung aufrecht gehalten. Ohne Spannung hat er keinerlei Halt. Und ehe man sich's versieht, springen die Kettfäden aus den Schlitzen, da hilft auch der Verschlusstab nur wenig.
Merke: Niemals die Kettspannung lösen, sonst darf man die Kettfäden vor dem nächsten Weben erst mal neu in die Schlitze sortieren.
Außerdem soll man laut Anleitung den Rahmen in Webpausen immer waagerecht lagern, nicht hochkant.
Tatsächlich kann man ihn auch kaum aufrecht hinstellen, z.B. an eine Wand oder das Sofa, weil er ständig wegrutscht und buchstäblich keinerlei Stand hat, man zudem sehr darauf achten muss, dass dann der Webstab nicht kippt.
Eigentlich kann man ihn noch nicht mal vernünftig senkrecht tragen, weil dann der Webstab wegzurutschen droht und man sehr aufpassen muss, dass dann die Fäden nicht raushüpfen...
Eigentlich kann man den Rahmen überhaupt nicht tragen und auch nicht vernünftig wegräumen.
Am besten fasst man ihn gar nicht erst an, außer man weiß, dass man für die nächste Zeit nichts anderes mehr vor hat, auch nicht eine Tasse Tee holen oder das Gegenteil. Denn wenn man den Rahmen erst mal auf dem Schoß hat, kann man ihn auch nicht wie einen anderen Webrahmen mal eben nach unten abstellen.
(O.k., ich hätte natürlich an einem leergeräumten Küchentisch weben können statt am Couchtisch, dann hätte ich den Rahmen bei kleinen Webpausen waagerecht auf den Tisch schieben können.
Aber dafür hätte ich ihn wieder durch die Tür in die Küche tragen und dabei wie ein rohes Ei behandeln und mich mit dem Rest der Familie über die Küchennutzung einigen müssen......)
Diese Unhandlichkeit des Rahmens nervte mich wirklich sehr, denn sie führte dazu, dass der Webrahmen ständig störend und platzraubend im Weg rumlag, ich aber auch nicht mal eben 5 Minuten zwischendurch dran arbeiten konnte, wie ich das bei wolligen Sachen gerne mache.
Ein weiterer Konstruktionsfehler betrifft die Kettspannung.
Grundsätzlich besteht in der Anleitung ein Denkfehler: Wenn man, wie vorgesehen, beide Holme löst und in die gleiche Richtung weiterdreht, dann hat man nicht wie vorgesehen ein gleichmäßiges Weiterdrehen von Kette und Gewebe, sondern auf einmal die maximal mögliche Kett-Entspannung, weil ja die beiden Holme mit der spannenden Seite nach außen angebracht waren. Es macht also nicht sortiert "flupp-flupp" und alles wandert etwas weiter, sondern es macht auf einmal "wusch" und alles fällt in sich zusammen und muss anschließend wieder angeordnet werden.
Darauf kann man eigentlich verzichten....
Dadurch, dass die Kettfäden einmal im Kreis um den Rahmen herumgehen, rutschte der Schuss außerdem quasi ungebremst auf der gesamten Kettlänge herum.
Hätte man einen Warenbaum, dann wäre der Rutscherei durch das aufgewickelte Gewebe Einhalt geboten.
Als ich mit dem Gewebe anfing, hatte ich ca. 5cm Abstand zwischen dem Webanfang und den Kettstab, da gibt es kein Foto.
Nach einiger Zeit Weben war das gesamte Gewebe auf der Kette bis an den Kettstab gerutscht:
Nachdem ich den Webanfang auf die Rückseite gedreht hatte, rutschten die Kettfäden mit der Zeit wiederum in die andere Richtung durch das Gewebe: Am Ende der Webarbeit waren wieder ca 7cm Platz zwischen Anfang und Kettstab:
Ist an sich ja vielleicht nicht so tragisch, aber ein gleichmäßiger Anschlag der Schussfäden wird dadurch nicht gerade gefördert.
Auch ansonsten wurde die Kette immer lockerer, vor allem an den Rändern und in der Mitte und gerade beim Rips-Weben ist das lästig.
Nachspannen war eigentlich nicht möglich.
Irgendwann habe ich aufgehört, ordentliche Ränder weben zu wollen und akzeptiert, dass die Weberei immer noch schmaler wurde. Ich bin dazu übergegangen, immer so ca 8 Schussfäden durchzuziehen und mit dem Webstab grob anzuschlagen, dann habe ich sie "im Paket" mit dem Kamm angedrückt und die lockeren Kettfäden am Rand und in der Mitte - im Verlauf der Arbeit immer mehr - von Hand einzeln auf die richtige Spannung durchs Gewebe gezogen....
Ich bin froh, dass ich den Webenova-Rahmen jetzt wieder wegpacken konnte...
Das Gewebe ist ganz schön geworden. Die scheußlichen Ränder werden in den Seitennähten des Kissens verschwinden und dann wird alles gut...
Das Kissen wird zwei sehr unterschiedliche Seiten haben: Die eine ist ein "Sampler" für Bänder und Bordüren, auf der anderen habe ich mit Farbverläufen und Farbkombinationen gespielt, mal wieder im Versuch, Farben verstehen zu lernen.
Noch ein paar Fotos, bevor ich das Gewebe vom Rahmen genommen habe:
(Die Fotos sind leider mies, aber ich bin momentan in meiner Beweglichkeit sehr eingeschränkt und wollte nicht warten,
bis ich wieder schöne Fotos machen kann.)
Vorderseite, der Webstab ist schon entfernt.
Rückseite:
Jetzt würde ich gerne meinen Ashfordrahmen neu aufziehen, aber das macht mein Knie noch nicht mit.
Tolles Projekt, das du wunderbar dokumentiert hast! Das Kissen ist sehr schön geworden.
AntwortenLöschenGute Besserung für dein Knie und liebe Grüße,
Andrea