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Mittwoch, 27. Mai 2020

Wie isst man einen Elefanten?

Obwohl ich diese Frage gar nicht gestellt hatte, klärte mich die WG-Mitbewohnerin und seit langem beste Freundin einst auf: 

Stück für Stück.


Heute – einige Jahrzehnte später – behauptet sie allerdings, dieser Spruch stamme von mir. 

Seltsam, denn ich weiß genau, dass ich ihn seinerzeit von ihr das erste Mal gehört habe. 
An meinen Synapsen ist er fest mit dem Wissen um ihre Klugheit verknüpft.
Aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls denke ich zur Zeit oft an die Kunst, einen Elefanten zu essen.  


Seit nunmehr 24 Monaten knabbere ich an einem ziemlich großen und ziemlich toten Exemplar herum. 

Manchmal habe ich den Eindruck, ein Stück ganz gut bewältigt zu haben.
Dann stoße ich auf harten Knochen, bleibe wieder stecken oder verletze mich an einem hervorstehenden Splitter. 
Manchmal habe ich das Gefühl, er wird kein bisschen weniger. 
Dann hilft ein Schritt zurück und die Betrachtung mit etwas Abstand. Doch, ein bisschen was ist schon geschafft, vielleicht schon die Hälfte? Vielleicht sogar schon mehr? Es ist so schwer zu erkennen, weil man nicht genau weiß, was da noch unsichtbar verborgen liegt. 
Manches Stück liegt mir schwer im Magen, obwohl ich es nach bestem Wissen und allen Regeln der Kunst zubereitet habe. 
Manchmal umschwirren mich die Worte von Geiern wie Schwärme von Schmeißfliegen: "Du willst uns den schönen Gestank und die Fäulnis wegnehmen! Wie kannst Du es wagen – das ist unser Leben, das ist unser Glück! Und das muss auch Dein Schicksal sein, weil dieses kostbare Gut uns gemeinsam gehört!" 

Alles in allem widert mich der Kadaver inzwischen ziemlich an und jedes Stück kostet mich reichlich Überwindung. 


Dennoch, das Ziel ist klar: 

Der verwesende und stinkende Koloss muss weg, muss Platz machen für Neues, für lebendiges Leben, kann zum Dünger werden, der blühen hilft. 
Gleichzeitig versuche ich nach wie vor, zu retten, was davon noch zu retten ist, denn es will mir immer noch nicht einleuchten, dass nur ein vergammelnder Elefant ein guter Elefant sein soll und auch nicht, warum ich mich von anderen dazu zwingen lassen soll, dem Verfall tatenlos zuzusehen. 

Deshalb überwinde ich mich zu jedem nächsten Schritt, auch wenn es schwerfällt:
Stück für Stück. 

Wie auch immer. 


Manchmal hilft mir Kreativität beim Elefanten-Verdauen. 

Nun ist die Stickmaschine ja eigentlich nur ein mäßig kreatives Tool: Man füttert sie mit Dateien, die andere erdacht und gemacht haben. Dafür ist sie aber "easy to handle" und das ist in Zeiten wie diesen dann von Vorteil. 

Eigentlich wollte ich mir ein Gute-Laune-Motivations-Beutelchen sticken: vorne ein Elefant, hinten die Worte "Stück für Stück". 


Allerdings fand sich bislang nicht der richtige Elefant dafür. 

Vielleicht, weil ein elefantiger Elefant ja nichts dafür kann, dass er in dem Spruch oben vorkommt und unabhängig davon in Wirklichkeit ein sehr sympathisches Geschöpf ist. 
Natürlich hätte ich bei diesem hinreißenden Design einfach die Rückseite des Beutelchens mit Worten gestalten können, aber ich brachte es nicht übers Herz, dieses Tier seines schönen Hinterteils zu berauben.  
Bei Embroidery-Library gab es auch gerade einen Elefanten im Angebot, doch der punktet mit einem anderen Spruch, der es selbst schon in sich hat: 
Es ist in jedem Fall gut, sich Gedanken darüber zu machen, was nicht relevant ist und entsprechend nicht verdaut, ja gar nicht erst gegessen, sondern lieber gleich vergessen werden muss und darf. 

Relevant ist beim Sticken allerdings die Frage der Farbwahl – und dabei stellte ich fest, dass ich keine drei Grautöne in meiner Garnpalette habe. So ersetzte ich hier das dunkelste Grau durch Dunkelbraun. Ging. 


Als mich der Elefant dann lang genug angeguckt hatte, kam mir plötzlich in den Sinn, dass eigentlich auch die Farbwahl irrelevant ist und: 

Pinktöne habe ich in mehr als drei Schattierungen. 

So entstand noch dieser Vertreter seiner Gattung. 

Ich mag ihn sehr. 
Noch bin ich allerdings etwas unschlüssig, wo diese beiden Hübschen letztendlich ihren Platz und ihre Bestimmung finden werden. Für ein Beutelchen finde ich das Motiv etwas zu groß. 
Gleich vier Elefanten fanden – ohne Worte – auf diesem Täschchen Platz und tummeln sich hier im Verein mit ein paar Löwen. Zu diesen fiele mir auch so manches ein.
Aber auch das ist eine andere Geschichte. 
Was die Gute-Laune-Beutelchen mit Motivationssprüchen betrifft, so hatte ich ja schon mal eines gestickt und verschenkt, das im Prinzip den gleichen Inhalt bei anderem Wortlaut hat. 
Da habe ich für mich selbst jetzt nochmal eines gemacht, mit mutig-irrelevanten Farben im Spruch, die tatsächlich die Laune heben. 
Und jetzt? 
Ist Mittwoch.
Und ich erinnere mich daran, dass ich beschlossen habe, mich – soweit möglich – nur noch montags um den toten Elefanten zu kümmern. 
Also versuche ich, ihn bis dahin auszublenden und für heute anderem Relevanz zu geben. 
Denn: 


Memo Design-Copyrights der Stickmotive: 
Elefant vorne und hinten: Designs by Petro/Secrets of Embroidery
That's irrelephant: Embroidery-Library
Continous Line Steppentiere: Designs by Petro/Secrets of Embroidery
Grüner Rahmen um den Elefanten von vorne sowie Blümchen-mit-Käfer-und-Spruch-Motiv: Stitch Emporium /Secrets of Embroidery










1 Kommentar:

  1. Deine Stickereien sind wieder so wunderbar geworden. Ich finde schon unsere Hobbys helfen so manches Problem leichter zu überwinden.
    Liebe wieder bewundernde Inselgrüße
    Kerstin

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