Sohn II wünschte sich eine Decke "in der Farbe des Himmels".
Die bekam er nun zum 15. Geburtstag. Und weil mein Kleiner jetzt ca. 1,85m misst, habe ich die Decke gleich hübsch groß gemacht: ca. 144cm x 245 cm.
Zutaten:
Oberseite: ausgediente Baumwollherrenhemden
Procion MX Farben
Vlies: "No-Name"- Baumwollvlies mit 260cm Breite aus dem nächstgelegenen Patchworkladen
Rückseite: Flanellstoffe aus Dornröschens Schatzkiste
Randstreifen: eingefärbter Wäschestoff.
Baumwollgarn
Geduld
genäht zum allergrößten Teil auf der muskelkraftbetriebenen Pfaff 260.
So ging's:
1. alte Hemden waschen, filetieren ...
...und färben.
2. Quadrate zuschneiden:
mit je 15cm Seitenlänge in 3 Farbstellungen: so ungefähr je 66, 75 und 21 Stück
3. Quadrate zusammennähen.
An dieser Stelle beschloss ich, meine moderne computergesteuerte Nähmaschine endgültig aus dem Fenster zu werfen, weil ich die Nase nun wirklich gestrichen voll hatte. Was hier in einem knappen Foto festgehalten ist, dokumentiert das Ende umfangreichster Nähproben mit mehreren verschiedenen nagelneuen Markennadeln, mehrfach frisch eingefädelter Maschine, gründlich gereinigter Greiferregion, Testreihen mit verschiedenen Garnen und jeder Menge Geduld und Nerven und bildet den lästigen Höhepunkt einer langen Reihe von Problemen mit dem blöden Ding.
(Also: Wenigstens eine gerade Naht auf Hemdstoff sollte doch mal möglich sein, ohne ein komplettes Parallel-Stück anfertigen zu müssen und zwei Tage erfolglos auf der Suche nach der optimalen Nadel-Stoff-Garn-Kombi für eine fehlerfreie Naht herumzutüfteln ...
An das äußerst mimosenhafte Verhalten bei Zier- und Stretchstichen hatte ich mich ja allmählich gewöhnt... )
Ich habe sie dann allerdings doch lieber verpackt und zum zweiten Mal zwecks Garantie zum Händler zurückgeschickt.... also die Maschine, meine ich.
Während ich das hier schreibe, habe ich sie von ihrem Ausflug sowohl zum Händler als auch zu Janome selbst bereits wieder zurück bekommen und ein erster kleiner Nähversuch verlief völlig fehlerfrei, was hoffen lässt. Aber das ist dann eine andere Geschichte.
(Vielleicht werden wir ja doch noch Freunde.)
also zurück zu 3.:
3. Quadrate zu Ninepatches zusammennähen: jeweils 3x3 Quadrate.
Für die Randstücke nähte ich nach vorheriger Berechnung auch mal 3x5 oder 3x7 zusammen.
4. Ninepatches vierteln: Das Zauberwort heißt "disappearing ninepatch".
6. zu Reihen zusammennähen und die Reihen zur Fläche verbinden
7. Unterseite vorbereiten: Sohn wünschte sich, sie solle "ganz anders" sein als die Vorderseite, am liebsten nochmal Patchwork. Nun, das hielt ich nicht für zweckmäßig. Er suchte sich dann aus meinen Vorräten einen Flanellstoff aus, der nicht ganz ausreichte und so nähte ich je oben und unten noch einen Streifen eines anderen Flanellstoffs an.
8. Die drei Lagen verbinden:
Eigentlich wollte ich heften, aber das schien mir dann ein Ding der Unmöglichkeit. Wie soll man da an die Mitte kommen, wenn das alles auf dem Boden ausgebreitet ist? Langsam spüre ich wohl auch das Alter in den Knochen....
Dann wollte ich mit Sicherheitsnadeln "heften", aber die bohrten so fette Löcher in den Stoff. Deshalb gab ich das auch schnell wieder auf und steckte schließlich ganz klassisch mit Stecknadeln....
9. Quilten.
Ich habe den Janome-Obertransportfuß an der Pfaff 260 angebracht. Die Nadel sitzt bei dieser Kombination nicht mittig im Fuß, dadurch ergibt sich eine Abweichung, die ich gut nutzen konnte, um jeweils im gleichen Abstand neben der Naht zu steppen:
Nadelposition Mitte und Stoff mittig am Fuß ausgerichtet führen -> Naht knapp links neben der Naht.
Nadelposition rechts und Stoff mittig am Fuß ausgerichtet führen -> Naht knapp rechts neben der Naht.
So konnte ich immer vom gleichen Deckenrand her in der gleichen Richtung steppen. Erst die Quernähte, dann die Längsnähte, wobei ich die Stecknadeln da schon hätte früher entfernen können.
Die Steppnähte knapp neben der Naht und auf (!) den Nahtzugaben sollen die Nähte zusätzlich stabilisieren, denn bei jenen Stücken, die mit der Janome genäht waren, sind ja eine Menge ausgelassener Stiche mit drin. Dort soll sich die Decke nicht auflösen.
Das Quilten ging erstaunlich gut und es gab keinerlei "festgenähten" Faltenwurf. Die Stoffe ließen sich sehr schön führen. Aber meine Knie spürte ich dann schon mal zwischendurch und von "faltenfreier Optik" kann nach dem ganzen Gerolle unter der Nähmaschine auch keine Rede mehr sein....
10. Stoffstück mit "Signatur" und Jahreszahl besticken und auf die Kante der Rückseite nähen, ohne den Oberstoff mitzufassen.
11. Randstreifen schneiden, annähen, umlegen, aufnähen.
Fertig.
Ich finde die Decke sehr gelungen. Die glatte Oberseite und die flauschige Unterseite ergänzen sich gut und die Decke fühlt sich sehr schön an. Auch Sohn II gefällt sie und so freuen wir uns beide darüber.
Verlinkt mit Creadienstag und Gustas Upcycling Linkparty.
Hallo,
AntwortenLöschenich finde die Decke absolut traumhaft. Ärgerlich, dass Deine Nähmaschine so gezickt hat. Das muss echt nicht sein und nimmt einfach viel Freude am Nähen.
Ich finde es phänomenal, dass du die Decke dann letztendlich auf einer alten Maschine genäht hast. Wirklich toll.
Dein Sohn wird bestimmt auf ganz lange Zeit viel Freude an der Decke haben.
Lieb Grüße,
Anja
Was für ein Meisterstück, ich glaube ich werde auch mal Hemden sammeln... habe zwar keine Ahnung wie das alles funzt, aber man/frau weiß ja nie....
AntwortenLöschenHoffentlich hast du nun mehr Freude mit deiner Maschine.
Lieben ganz begeisterten Inselgruß
Kerstin
*lach* filetieren find ich gut :D
AntwortenLöschenwas für ein wunderbarer quilt! da sieht man mal, was man alles aus einem hemd heraus holen kann. ich finde diese 9-patches immer wieder wunderbar wandelbar. Doof das du zwischendurch so einen ärger mit deiner maschine hattest. ich drücke dir die daumen, dass jetzt die nächsten 10 jahre nix mehr ist.
danke fürs teilen <3
liebe grüße
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p.s. die deck wäre auch etwas für die quilt-collection: http://allie-and-me-design.blogspot.de/p/the-quilt-collection.html
Danke für den Tipp! Das kannte ich noch gar nicht. Die Seite ist ja "schwer virulent".
LöschenViele Grüße
Hummelbrummel