... es muss nicht immer topmodern sein.
Neulich (am 24.6.) kam eine Freundin zu Besuch und brachte ihr neu erworbenes altes Spinnrad mit.
Wir wollten testen, ob es spinnt.
Fazit: Es spinnt - und zwar gar nicht mal so schlecht.
Das Spinnrad hat eine klassische Rahmenbauweise, wie sie auch von sehr alten Rädern bekannt ist.
Es scheint jedoch eine eher "mittelalte" Eigenkonstruktion zu sein, vielleicht aus der 2. Hälfte des 20. Jhd., aus schwer schnörkelig gedrechselten Teilen und schlichten Holzlatten.
Und es wurde definitiv benutzt.
Für einen ersten Spinnversuch setzten wir den intakten Flügel ein und ich zog einen alten, knubbelreichen Kammzug unbekannter Art aus der Kiste, der mir mal mit irgendeinem Mischpaket ins Haus gekommen war und den ich gar nicht mochte – genau das richtige Material zum "Verhunzen".
Flugs war die erste kleine Spule fast voll. Und die zweite auch.
Zum Zwirnen nahm ich den kaputten Flügel. Der geht auch und bietet viel Zwischenraum bis zum Spulenkern. Da könnte man auch noch einen "Berg" draufzwirnen und auf diese Weise mehr Garn draufpacken.
Nette Details:
Einer der Füße ist per Holzgewinde höhenverstellbar, so dass man dem Spinnrad auf jedem Untergrund zu einem festen Stand verhelfen kann.
Auf der hinteren Rahmenleiste sind drei Metallspieße zur Aufbewahrung der (insgesamt vier) Spulen .
Außerdem gibt es eine extra Lazykate, die jedoch leicht kippt.
Einer der beiden Flügel ist gebrochen, sein Flügeldorn ist eine Stricknadel!
Der Ersatzflügel passt optisch gut zum Rad und hat versetzte Haken, was ein gleichmäßiges Aufwickeln leicht macht.
Die Übersetzung liegt bei ca 1 : 8, womit man schon was anfangen kann.
Die Flügelbremse müsste wohl mal erneuert werden.
Der Einzug war jedoch sehr angenehm und gar nicht ruckelig oder streng.
Es kostete mich anfangs etwas Mühe, mich an des Treten auf diesem quergestellten Pedal zu gewöhnen und das Schwungrad gleichmäßig in die gleiche Richtung zu bewegen. Als ich den Bogen raus hatte, lernte ich die Konstruktion aber auch gleich schätzen: Durch diese Anordnung des Pedals kann man sich seinen bequemen "Trittwinkel" selber suchen, indem man den Fuß mehr nach rechts oder links schiebt. Außerdem ist die Holzlatte des Rahmens als "Fußstütze" durchaus angenehm.
Alles in allem ein Spinnrad, mit dem man arbeiten kann.
Nach dem Probespinnen haben wir das Rädchen dann noch ein bisschen geputzt : ) und schöne Fotos standen an diesem Nachmittag definitiv nicht auf der Todo Liste - sorry.
Es sieht doch aus, wie im Märchen, oder? Bei mir kam auch mal eine Freundin mit so eine Dornröschenrad und es spann so ein feines Fädchen. Das war auch so ein Freunachmittag.
AntwortenLöschenLieben Innselgruß
Kerstin