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Dienstag, 26. Januar 2021

Ein neuer Wintermantel ...


... oder eine alte Wolldecke mit Ärmeln. 

Die Winterjacke und ich – das ist eine unendliche Geschichte mit vielen Kapiteln, die schon viele Jahre währt und vermutlich nie zu einem Ende kommen wird. 

Jetzt war es mal wieder so weit: 
Meine Wintergarderobe war inzwischen so verschlissen, dass es schon fast peinlich war.
Es half alles nichts: Ich brauchte dringend eine neue Winterjacke. 

Der Versuch, eine zu kaufen, gestaltete sich schwierig wie eh und je: Die meisten Modelle in meiner Größe sind offenbar für Leute konzipiert, bei denen sich die Proportionen der Arme zum Leib in etwa wie bei einem Kastanienmännchen verhalten: Zahnstocher an Kugel.  
Ich aber brauche Platz in meiner Winterjacke. Für einen ordentlichen Pulli drunter, handgesponnen, gemütlich und temperaturausgleichend.
Oder für eine Strickjacke ähnlicher Bauart. 
Dazu kommt mein Polyester-Problem. Das geht gar nicht, nicht mal in der äußersten Schicht. Darum muss es Wolle sein.   

Also: Selber nähen. 
Schnitte anschauen, auswählen, studieren, verwerfen, nochmal angucken:
Wieviel Ärmel passt da rein? Schaffe ich das nähtechnisch? 

Schließlich war ein Modell gefunden. Eines, das allem Anschein nach ordentlich Platz unter den Armen bot und das obendrein in jeder Variante, die ich davon im Netz zu sehen bekam, gut aussah. Jedenfalls für meinen Geschmack.
Voller Schaffensdrang verkündete ich mein Vorhaben in einem Forum und erntete ein promptes: "
Überlege Dir das besser nochmal. Der Schnitt ist berüchtigt und hat schon Seiten gefüllt, weil das Armloch nicht sitzt."

Wupps - da kam die Verunsicherung. Also nochmal ausführlich Schnitte gestöbert  – und in meiner Größe nichts Passenderes gefunden. Dann bleibt mir nichts anderes übrig. 

Welchen Stoff nehme ich jetzt? 
Den schwarzen Wollsamt, der schon seit über 20 Jahren im Schrank schlummert, um eines Tages eine Winterjacke zu werden! 
Und wenn die Jacke nichts wird? Wenn ich den schönen Stoff verhunze?
Die Frage erübrigte sich beim Nachmessen: Das Stück war viel zu wenig! 

Vielleicht den mit den bunten Kringeln auf schwarzem Grund vom Stoffmarkt?
Der würde reichen. 
Und wenn die Jacke misslingt? Dann misslingt sie eben! 

Allerdings nützte mein tapferer Entschluss nichts, denn dieser Stoff ist nicht sehr dick und einlagig nicht warm genug.
Wie tief ich auch in meinen Stoffvorräten grub: Ich fand nichts, was sich als Futter eignen würde. Es ist Lockdown: keine Chance, einen Futterstoff zu bekommen, zumal ich nicht so recht weiß, wonach ich suche. 

Also noch mal von vorne denken: Welchen Stoff nehme ich jetzt für dieses dringende Projekt mit zweifelhaftem Ausgang? Vielleicht irgendwas Altes für ein Probestück.

Da war diese alte blaue Wolldecke, die schon auf so manchem Sofa und so manchem Bett gelegen hat, seit Jahren aber nur noch nutzlos im Schrank rumliegt:
gewaschen und gemessen: Zu wenig Stoff!
Oder diese alte Wollkotze, die ich wider Willen in den 80ern als Teenager tragen musste und die neulich in einem Schrank in meinem Elternhaus wieder auftauchte, weil man vergessen hatte, sie zu entsorgen. Sie hätte sogar noch irgendwie gepasst, aber mit Freude hätte ich sie auch heute nicht getragen. Doch das Material ist gut: österreichischer Loden aus einer Zeit, in der es noch heimische Wollstoffe gab, und mit großen Stoffflächen. Also gewaschen, vermessen und getüftelt: Zu wenig Stoff!

Und weil ich allmählich die Nase voll hatte, eine Jacke brauchte, und schon ganz konfus vom vielen Denken war, griff ich dann einfach zur Schere und schnitt gnadenlos zu: Die Körperteile aus der Wolldecke, den Rest aus der Wollkotze. Die Ärmel verbreiterte ich gleich noch von oben an um ca 6cm (weil eh schon wurscht) und schnitt sie gegen den Strich zu, (weil sie mit dem Strich nicht auf die zur Verfügung stehenden Fläche gepasst hätten und, wie gesagt: eh wurscht.) 

Das wird vermutlich sowieso nichts, nur ein Probestück. Dann weiß ich wenigstens Bescheid, wie das mit dem Schnitt und der Passform ist.
Für dann, wenn ich einen Futterstoff auftreibe, irgendwann bis nächsten Winter. Vielleicht. ...

Inzwischen ist die Jacke längst fertig und schon in Betrieb genommen. Die Fotos stammen von einem Spaziergang am 10.Januar, als es knirschkalt war.
Ich finde: Sie passt zu mir! Die Temperatur lässt sich durch das "Untendrunter" perfekt regeln. Nichts kneift. Die Ärmel sind genau so, wie ich sie mag. 


Es ist zufällig eine richtige Wohlfühljacke geworden.

Memo: 
Schnitt Jadela XL (Farbenmix), Ärmel zusätzlich verbreitert
Wollplüsch (alte Decke) und Loden (alte Kotze),
 ungefüttert

Anmerkungen für ein nächstes Mal:
- besser alles mit der Overlock zusammennähen
- Umbruch an den Übertritten deutlich breiter zuschneiden, als im Schnitt, damit die Knopflöcher quer reinpassen
- die Kapuzenvorderseite ist jetzt an der Schnittmusterkante (Nahtlinie) ausgeschnitten und dann noch umgelegt. Das reicht. Mehr hätte es auch nicht sein müssen. 
- Achtung, an der Kapuze ist der vordere Umbruch nicht mit im Schnitt. 



6 Kommentare:

  1. Welch ein Nähabenteuer :O).manchmal muss man doch einfach nur machen und siehe da, schon hat man ein neues Lieblingstück. Es steht dir wirklich gut. Ich müsste allerdings wirklich füttern, denn der Wind pustet hier oft zu dolle.
    Lieben Inselgruß
    Kerstin

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  2. so kanns geh´n :-D
    genau die perfekte jacke für dich - und die zweifarbigkeit ist genial.
    warum sämtliche aktuell zu kaufende kleidung so enge ärmel haben muss, ist mir ein rätsel. selbst mir sind die immer zu eng - dabei habe ich einfach nur ein paar muskeln!
    nähen ist unabhängigkeit - mein reden! xxx

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  3. Also was ich sehe ist eine super Winterjacke, unter die alles drunterpaßt ohne zu klemmen. Außerdem ein Unikat und vorhandenes Material hast Du auch verwendet. Was willst Du mehr?? Sie ist perfekt!
    Liebe Grüße
    Susan

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  4. Großartig!
    Der Bericht, die Jacke!
    Ich kann meinenn Vorrednerinnen vollumfänglich zustimmen. Genau das mit den Ärmeln ist nicht nachzuvollziehen, wer denkT sich sowas aus?

    Ich trage seit 10 Jahren einen Halbmantel, den ich von einer alten Dame geschenkt bekam. Max Mara, unerschwinglich für mich. Wolle, Kaschmir, super Verarbeitung, der trotzt Regen, Schnee und Kälte. Schnitt so klassisch, dass er immer noch mithalten kann.
    Ich kann mich gar nicht trennen, und der sieht trotz Dauergebrauch noch topp aus.
    Viele Grüße
    Michaela

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  5. Die Jacke ist großartig und steht dir total gut👍

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