Einige Tage stand sie auf ihrem Lager mitten im Wohnzimmer, bekam Aufmerksamkeit und bewundernde Blicke, schluckte Medizin, wurde gehätschelt und gestreichelt.
... aber sie rührte sich nicht.
Schließlich studierte ich ausführlich ihre Anatomie und zog sogar ein zeitgenössisches Werk zu Rate, um alle Gelenke zu finden und optimal behandeln zu können.
Ihr Dank?
Kaltschnäuzige Sturheit.
So rang ich mich schließlich zu einer Entscheidung durch:
Noch ein Versuch:
Wenn auch dieser sie nicht davon überzeugen würde, sich von ihrer halsstarrigen Haltung zu verabschieden, würden sich unsere Wege trennen.
Ob sie nun meine Entschlusskraft spürte oder der Wechsel des Massageöls (von WD40 auf Ballistol) den Durchbruch brachte? – Endlich gab sie ihren Starrsinn auf.
Nachdem sie sich nun gelöst hat, bewegt sich alles grazil und geschmeidig wie bei einer Ballerina, außerdem beeindruckend präzise und nahezu geräuschlos.
Also darf sie bleiben.
Allerdings bekommt sie jetzt wieder ihren Platz in der Ecke.
Noch tummeln sich in ihren Innereien allerlei Spuren und Reste jahrelanger Vernachlässigung und bis sie wieder Stich an Stich setzt (falls sie das jemals tun wird), werden wir noch ein paar Stündchen zusammen verbringen.
Doch weil sie eigentlich eine Gefährtin für schlaflose Nächte ist, hoffe ich, dass es noch ein Weilchen dauert, bis ich über weitere Fortschritte berichten kann.
Ein richtig tolles, altes Schmuckstück hast du da, mit etwas Geduld, Ausdauer und guter Pflege bekommst du die sicher wieder zum Laufen.
AntwortenLöschenViel Erfolg wünscht dir
Doris