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Dienstag, 21. März 2017

Brettchenweben in 3 Kapiteln oder

.... beinahe eine unendliche Geschichte. 

Kapitel 1 und 2 liegen im Dunkeln der präbloghistorischen Zeit, also in jenem Teil der Geschichte, aus dem nur wenig schriftliche Hinweise auf meine Machenschaften in der Vergangenheit vorliegen. Doch immerhin, Bruchstücke und Artefakte sind erhalten und fließen hier mit ein. 

Unendlich drohte die Geschichte zu werden, weil es einfach nicht und nicht vorwärts ging. 

Dabei hatte alles so schön begonnen. 

Kapitel 1, ca. 2011 oder 12, ein erster Versuch.
Mit Baumwollstrickgarn (Catania?) in zwei Farben, klassisch in Gurtwebmanier gewebt. 

Es war faszinierend, wie mit dieser Fadenanordnung Muster entstanden und machte eigentlich viel Spaß. 
Eine gute Anleitung habe ich in dem Buch von Bertha Schwetter: 
Beyers Lehrbuch der weiblichen Handarbeiten. Band 1: Was aus dem Faden entsteht. Leipzig 1931, das ich hier schon einmal vorgestellt habe. 


Ungünstig war allerdings zweierlei: 
Zum einen ist man mit dem Gurt beim Weben immer angebunden. Das ist schlecht, wenn Kinder schreien (die waren damals noch kleiner) oder das Telefon oder die Haustür klingelt. 
Zum anderen ging mir die Haltung beim Weben ziemlich ins Kreuz. 

Also folgte Kapitel 2, 
ein Webbrett, mit dem man nicht angebunden ist. Allerdings ging das Weben damit auch ins Kreuz. 
Und meinen eigenen Worten im Handspinnforum zufolge, wies die "Konstruktion des Webbretts Schwächen auf". Ich wurde seinerzeit gefragt, was ich an dem Brett zu bemängeln hatte und zitiere mich selbst an dieser Stelle: 
(Ob ich von dem Foto noch irgendwo ein Original habe weiß ich nicht, das Webbrett ist schon lang zu anderem verbastelt worden...)
"...
a) zum einen hatte ich anfangs keine Beilegscheiben unten unter den Schrauben, das Holz war weich und ich konnte über kurz oder lang die Schrauben nicht unkompliziert lösen, um die Kette nachzurutschen. Das war so ein komisches Furnierholzreststück mit Luft dazwischen. Die Schrauben und Muttern ließ sich dann nicht mehr so ganz komfortabel bedienen, weil die Enden so tief reingerutscht waren. Mit ein bisschen mehr gutem Willen hätte sich das sicher beheben lassen. 
b) Blöder war die Fadenspannung der Kettfäden 
Ich hatte vorne und hinten auf dem Holz Wildleder. Also die Kettfäden lagen sozusagen zwischen Wildleder. 
Das hielt die Spannung nicht gleichmäßig. Einzelne Kettfäden rutschten gerne durch, andere klemmten bombenfest. 
Das ließe sich beheben, wenn man die Kettfäden ganz regelmäßig nebeneinander anordnet, aber da muss man beim Schären und Spannen SEHR sorgfältig sein. 
Zudem war die Spannung dort, wo ich gewebt habe, immer nur kurz genau richtig. Nach dem Nachrutschen der Kette war sie erst etwas zu locker. Beim Weben werden die Kettfäden ja kürzer. Dann war die Spannung kurz ganz gut und dann war sie mir eigentlich zu streng und ich hätte die Kette lösen müssen, obwohl ich noch Platz zum "Geradeausweben" gehabt wäre. Hinten zu lockern hat dann wieder das Problem einzelner rutschender Kettfäden nach sich gezogen..... 
Das ist vielleicht auch ein bisschen Typsache. Ich habe mir mittlerweile einen simplen Rahmen gebaut, bei dem ich die Spannung mit einer ähnlichen Vorrichtung ändern kann, wie bei meinem 2-fädigen Spinnrad: ich drehe an einer Schraube und einer der Stäbe wandert dezent vor oder zurück. Das liegt mir persönlich mehr, ist besser dosierbar. 
..."

Kapitel 3
begann mit dem Bau des erwähnten "simplen Rahmens", der gar nicht so simpel ist, sondern zweckmäßig konstruiert. 
Die Regulierung der Fadenspannung während des Webens funktioniert wirklich sehr gut. 
Was allerdings nicht so glatt lief, war das Weiterrutschen der Kette, wenn ein Webabschnitt fertig war. Am besten geht es, wenn man den Rahmen mit den Stäben nach oben seitlich flach legt, die Spannung mit der Schraube löst und, sobald es möglich ist, einen Stab komplett rauszieht. Dann kann man die Kette gut weiterrutschen und den Stab wieder an die richtige Stelle stecken, die Spannung regulieren und – theoretisch – einfach weiterweben. 

Allerdings muss man bei dem Manöver sehr aufpassen, dass die Brettchen nicht durcheinander geraten. Hilfreich sind Klippverschlüsse für Gefrierbeutel, beidseits des Brettchenblocks angebracht. 
Mit ein bisschen Übung klappte das dann auch ganz gut. 

Was mir aber bis zum Schluss massive Probleme bereitet hat war zweierlei: 

Da gab es immer wieder einzelne Fäden, die plötzlich viel zu locker waren. Dann rutschte das betreffende Brettchen weg, es entstand ein Webfehler und das Zurückweben und Brettchen wieder richtig ordnen war sehr nervtötend, weil ich nicht so auf die Schnelle sehe, wo genau das Problem ist und wie es zu beheben ist. 
Wahrscheinlich fehlt mir einfach Übung und Knowhow beim Schären. Und dass die "Brettchen" recht dünn sind und sich gerne biegen, tat noch ein übriges. Jedenfalls war das lästig und nervig und vor allem nach dem Weiterrutschen der Kette musste ich jedesmal eine Weile herumoperieren, bis es dann wieder hätte glatt weitergehen können.
Da trat nun Problem 2 auf:  
Bei diesem Muster muss man den gesamten Brettchenblock je viermal vorwärts und viermal rückwärts drehen. (Und zwischen jeder Drehung gibt es einen Schusseintrag.)
Die Ränder werden aber schöner, wenn man jeweils die beiden Randbrettchen einzeln behandelt und eine ganze Zeitlang nur vorwärts und später wieder nur nur rückwärts dreht. 
Dieses ganze Manöver ist zwar nicht kompliziert, erfordert aber doch ein gewisses Maß an Konzentration. 
Mehr Konzentration, um nebenbei etwas anderes machen zu können, etwa reden oder Film gucken oder nachdenken. 
Und weniger Konzentration, um sich ganz darauf fokussieren zu müssen, wie etwa beim Zerlegen einer Nähmaschine. 
Also genau das Maß an Konzentration, das bei mir zwischen Entspannung und Fokussierung liegt. Was dazu führt, dass ich dauernd durcheinanderkomme. 
Oder, um es auf den Punkt zu bringen: Offenbar bin ich nicht in der Lage, bis 4 zu zählen, ebenso wenig, wie mir zu merken, ob ich die Randbrettchen nun gerade vorwärts oder rückwärts drehe.... 
Habe ich dann endlich meinen Rhythmus gefunden, ist dieser Abschnitt fertig, die Kette muss weitergerutscht werden und es gibt wieder Brettchen-Faden-Salat..... 

Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe das aufgespannte Stück, das ca. seit 2012 in Arbeit ist, in den letzten Wochen tapfer (!) zu Ende gewebt, um diese Geschichte abzuschließen und ohne "UFO-Gefühle" eine neue Bandwebgeschichte beginnen zu können. Und ohne Brettchen. (Bis auf Weiteres...)

Memo: 
1. rotweißes Versuchsband: Baumwolle, Strickgarn, insgesamt 300cm
2. lilarotes Band: Filethäkelgarn Stärke 10 oder 15, Gesamtlänge 176cm
3. orangebuntes  Band: Filethäkelgarn Stärke 10 oder 15, Gesamtlänge 350cm

Ist heute nicht mal wieder ein Creadienstag
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2 Kommentare:

  1. Wahnsinn!!! Die viele Arbeit hat sich gelohnt!!! Die kleinen Fehlerchen beim letzten Band siehst wahrscheinlich nur du!
    LG, Barbara

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  2. Schöne Grüße! Vor etwa einem Jahr habe ich mich auch Mal gedanklich mit Brettchenweben beschäftigt, bin aber mit dem einfachsten Einzugsmuster nur wenige cm weit gekommen. Im Zuge dessen bin ich während der Informationsbeschaffung auf deine Forenbeiträge gestoßen. Dein Blog habe ich später unabhängig davon entdeckt.

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