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Mittwoch, 29. Oktober 2025

Grüne Socken ...

 ... denn: das nächste Weihnachten kommt bestimmt. 

Alle auf dem Handstrickaaparat "Euro 2000" gestrickt, die Bündchen von Hand. 

Benutzt habe ich meine Tabelle für die Maschenprobe 34 M x 45 R. 

Zielgröße: 43. 

Das hat bei diesen drei Paaren auch geklappt. Die Wolle war aus dem Paket "Lemon" von Buttinette. 


Das vierte Paar aus "Marudo", ebenfalls von Buttinette, kam bei gleicher Versuchsanordnung in Größe 45 aus der ersten Wäsche, womit es dem geplanten Empfänger zu groß ist. Da ich von dieser Wolle nur das eine Knäuel hatte, kann ich mir das Auszählen sparen. 

Macht aber nichts, diese Größe findet auch einen Abnehmer. 

Leider habe ich im Moment keine Möglichkeit, Bilder vernünftig zu bearbeiten oder Farben zu korrigieren. Das Handy macht die Farben nach eigener "Intelligenz". Als Erinnerungsstütze muss es deshalb so reichen. 


Freitag, 24. Oktober 2025

Nadelbinden - ein gescheiterter Versuch

 

Nadelbinden – diese uralte Handarbeitstechnik, die als Vorläufer des Strickens betrachtet wird und durch zum Teil Jahrtausende alte archäologische Funde belegt ist – wollte ich schon lange mal ausprobieren. 

Vor vielen Jahren erstand ich auf einem Markt die passende Nadel aus Knochen, die bei meinem Nähmschinenzubehör wohnt und die ich immer wieder gerne in die Hand nehme, weil sie sich so schön anfühlt. 

Jetzt wollte ich es endlich lernen.  

Zumal ich eine neue Mütze durchaus brauchen könnte und von dieser weinroten Dochtwolle noch ein Rest vorhanden ist, der dafür genau richtig wäre. 

Dochtwolle (also einfach gedrehte Wolle, die nicht wie "normales" Garn aus zwei oder mehr gedrehten Fäden zusammengezwirnt ist) wird für das Nadelbinden empfohlen, da bei einem Einfachgarn das Anstückeln des Fadens besonders gut gehen soll. Das hatte ich im Hinterkopf. 

Also frisch ans Werk! In allerlei Handarbeiten geübt, sollte das für mich doch locker machbar sein.  

Im Netz finden sich einige Anleitungen, teils beschriebene und bebilderte, teils gefilmte. 

Mit meiner roten Wolle und der schönen Nadel setze ich mich an den Rechner, gucke und probiere ... 

Es ist zu lesen, dass es für das Nadelbinden zwei Methoden gebe: 
die Daumenfangmethode (manchmal auch Daumenfesselungsmethode) und
die Freihandmethode

Alle Anleitungen, die ich finden konnte, beschreiben die Daumenfangethode.  

Erster Versuch: rote Dochtwolle, Daumenfangmethode, Oslostich als allseits gepriesener Anfängerstich. 

Um es gleich vorweg zu nehmen: Das wurde gar nichts. 

1. Das Hauptproblem liegt darin, dass die neue Schlinge, die gemäß aller Anleitungen aus dem Arbeitsfaden über den Daumen gelegt wird, bei mir einfach nicht über dem Daumen bleibt, es sei denn, ich lege sie – während ich den Faden für einen einzelnen Stich an der vorgesehenen Stelle durch die Arbeit ziehe – ungefähr ein Duzend Mal wieder neu über den Daumen. Oder ich klemme ihn irgendwie mit dem kleinen und dem Ringfinger fest, ein etwas krampfhaftes Unterfangen, mit dem das völlig wild herumwuselnde Gebaren des Arbeitsfadens etwas kontrolliert wird, bei dem er aber auch nicht über dem Daumen bleibt. 
Aber gut. Vermutlich wird es besser, wenn man den Bogen mal raushat: also weiter üben und für's erste die Daumenschlinge eben mit aufwändiger Nachhilfe an Ort und Stelle bringen, damit ich überhaupt mal sehe, was das wird. 

2. Dabei zeigt sich gleich das nächste Problem: Mein Daumen definiert eine Schlingengröße von gut 2 cm Durchmesser. Arbeite ich genau nach Anleitung, entsteht ein "Gewebe" aus ca. 2 cm großen Schlaufen, die in ziemlich losem Durcheinander wirr herumhängen. Ich vermute, dass man mit ein bisschen Übung sofort sieht, was was ist, aber im Moment erkenne ich nur Gewurschtel. Deshalb muss ich das, was ich da gerade gebildet habe, zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger gut festhalten und darf es keinesfalls loslassen, sonst finde ich die für den nächsten Stich nötigen Schlingen nie wieder. Daher ist es mir nicht möglich, den Stich so festzuziehen, dass ein einigermaßen dichtes Gewebe daraus wird. 
An dieser Stelle dämmert mir eine Erkenntnis: Meine Wolle ist zu dünn
Also krame ich die allseits empfohlene dicke Filzwolle heraus, die aber kein Rest und mir daher zum Übern eigentlich etwas zu schade ist. Aber gut. Wenns hilft, um das zu lernen, dann sei es so.  

3. Postwendend taucht die nächste Schwierigkeit auf: Die Filzwolle passt zwar besser zu meinem Daumendurchmesser, aber da das Garn kaum Drehung hat und die einzelnen Fasern mehr oder weniger lose nebeneinander liegen, finde ich es schwierig, durch die Schlingen zu stechen, ohne dabei das Garn zu zerteilen. Hierbei und beim beim Durchziehen des Arbeitsfadens zeigt das Garn außerdem umgehend Auflösungstendenzen. Da ja für jeden Stich der ganze Arbeitsfaden bis zur Nadel durch die Schlingen muss, wird das Garn ziemlich strapaziert. Das hält es kaum aus. 
In diesem Stadium meiner Versuche kann ich zwar erkennen, wie die Stiche mal aussehen sollen und wie die Stichbildung funktioniert. Insofern komme ich einen kleinen Schritt weiter. Aber ich stelle fest, das ich mit Filzwolle für Nadelbinden nicht glücklich werde. Außerdem bleibt das Problem, dass ich trotz gezielter Analyse mehrerer Videos nicht herausfinde, wie ich die Hände und Finger bewegen muss, damit sich der Arbeitsfaden brav als Schlinge über den Daumen legt und dann auch freiwillig da bleibt. 
Aber ich suche und finde in meinen Wollvorräten einigermaßen dicke gezwirnte Wollreste in grau und weiß, mit denen ich einen nächsten Versuch starte. 

4. Die Stichbildung mit den beiden Schlingen vor und über dem Daumen habe ich inzwischen schon verinnerlicht. Aber auch dieses dicke Garn erweist sich schnell als zu dünn und ich finde immer noch nicht heraus, wie ich die Stiche vernünftig festziehen kann, ohne dass ein großes Durcheinander entsteht. In einem Video sehe ich, dass man die Kette ganz am Schluss in Form ziehen kann, aber das funktioniert in Kombination mit einem Schlingendurchmesser von gut 2cm nur bei 1 cm dicker Wolle. 
Nach wie vor lässt sich die jeweils neue Daumenschlinge nur unter größten Mühen an der richtigen Stelle bilden. 

5. An dieser Stelle frage ich mich, ob ich vielleicht mit der Freihandmethode besser zurecht komme. Ich suche im Netz, wie man in diesem Fall vorgeht und finde dazu: Nichts. 

6. Schon lange kenne ich diesen wunderschönen Nadelbindeblog (der mich schon vor Jahren angefixt hat.) Also studiere ich die Abbildung zum Oslostich genau, (finde leider keine Hinweise auf den Anfang einer Arbeit), beginne den ersten Stich mit der Daumenschlaufe und versuche dann, den Fadenweg in der gezeigten Weise durch das "Gewebe" zu finden. Das geht eigentlich recht gut. Dar Faden geht in einer bestimmten Reihenfolge über und unter den Fäden der vorherigen zwei Schlingen hindurch. (Insofern finde ich den Begriff "Gewebe" durchaus passend für das, was da entstehen soll. Ob es einen besseren Fachbegriff dafür gibt, weiß ich nicht.)
Mangels Informationen erfinde ich den Oslostich also quasi neu, indem ich einen Bewegungsablauf entwickle, in dessen Verlauf dann auch mal eine kleine Schlinge unter dem Mittelfinger liegt. So kann ich auch die Gewebedichte ganz gut kontrollieren. Das lässt sich also erst mal ganz gut an. 
Aber man möchte ja nicht nur lange Ketten nadeln, sondern eigentlich eine Fläche. 
Typisch für Nadelbinden ist das Arbeiten in Runden. 

7. Also versuche ich, meine graue Kette zur Runde zu schließen. 
Inzwischen ist Mitternacht durch. Zum Nadeln einer zweiten Reihe im Freihandmous finde ich erst recht keine Informationen. Also versuche ich es irgendwie nach Gutdünken, aber es will nicht vernünftig glücken. 
Ich müsste in einem Foto von einem Objekt im Oslostich die Fadenwege analysieren, um herauszufinden, wie es aussähe, wenn man den Stich in der zweiten Reihe auf die gleiche Weise grafisch darstellen würde, wie es für den Oslostich in der Kette gegeben ist. 
Darauf aufbauend könnte ich dann überlegen, wie man die Verbindung in Freihand arbeiten müsste. 

8. Vielleicht ist es leichter, den Anschluss an eine Rosette zu finden, weil dies möglicherweise etwas übersichtlicher ist, als die zur Runde geschlossene Kette. Also starte einen letzten Versuch, nadle eine weiße Kette in Freihand, ziehe sie zur Rosette zusammen, wie hier gezeigt, und versuche, darauf eine nächste Reihe aufzubauen. Was mir aber auch nicht gelingen will. 

9. Um wenigstens ein bisschen ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich Nadelbinden anfühlen könnte, umsteche ich die Rosette mit ein paar Reihen Langettenstich in weiß und grau und gehe ins Bett. 

10. Offensichtlich werden das Nadelbinden und ich keine Freunde. 
Am nächsten Tag beginne ich eine Häkelmütze. 

11. Ein bisschen schade ist es schon. 
Vielleicht wünsche ich mir zum Geburtstag das Buch von Ulrike Claßen-Büttner, aber ich habe schon gelesen, dass das auch die Daumenschlingenmethode lehrt. Ich vermute, dass ich den historischen Teil lieben werde und am praktischen scheitern. 
Naja, mal sehen. Ich habe schon sehr viel autodidaktisch gelernt, aber beim Nadelbinden will es mir offenbar nicht glücken.  
Vielleicht finde ich ja auch mal jemanden, der mir das in echt zeigen kann. 


Memo / Linkliste (Auswahl): 

Theoretisch fand ich diese Anleitungsvideos für die ersten Schritte ganz nett, auch wenn ich es praktisch nicht damit gelernt habe: 
lady wolldemort (viele Tutorials) 

Seiten/ Blogs: 

Die Fotos zeigen übrigens das Ergebnis von ca. drei Stunden harter Arbeit. 


Mittwoch, 22. Oktober 2025

Stricken und Sticken mit Apparaten, Teil 2 (Buchvorstellung)

Der Vollständigkeit halber verliere ich hier noch einige Worte zum zweiten Teil des kürzlich vorgestellten Buchs Stricken und Sticken mit Apparaten (1957) von Maria Neppert Boehland. 

"Zweiter Teil: Das Sticken" 

Wie im ersten Teil beginnt das Buch mit der Geschichte und Bedeutung der Stickerei. 

Dabei fällt auf, dass Aspekte der industriellen Maschinenstickerei völlig außen vor gelassen werden. Das fällt vor allem deshalb auf, weil im ersten Teil des Buchs die industrielle Fertigung von Strickwaren im Vorfeld der Entwicklung von Handstrickapparaten für den Hausgebrauch explizit gewürdigt wird. 

Im zweiten Teil wird als größte technische Errungenschaft vor dem Einsatz einer Nähmaschine für Stickereien die Erfindung eines rechteckigen Stickrahmens auf Ständer gerühmt, auf dem man den von Hand zu bestickenden Stoff jeweils so weiter rollen kann, dass immer nur der nötige Stoffausschnitt für die Bearbeitung frei liegt. "Diese noch heute [1957] in den Stickereizentren Oberfrankens benutzten Stickrahmen werden dort nach wie vor "Nährahmen" genannt." (S.178) Suggeriert wird im Kontext, dass die auf diese Weise hergestellten Stickwaren zur Vervollständigung der eigenen Aussteuer dienten. 

Offenbar war der Autorin nicht bekannt, dass seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert bereits riesige Stickmaschinen die Hallen von Textilfabriken füllten (auch in Oberfranken) und bestickte Textilien zu diesem Zeitpunk bereits Massenware waren. Ebenso scheint ihr die Existenz von Adler-Stickmaschinen oder Kurbelstickmaschinen verborgen geblieben zu sein, wie sie schon um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert etabliert und weit verbreitet waren, häufig im Kontext von Heimarbeit (wo übrigens auch schon lang vor der Erfindung der im ersten Teil beschriebenen Handstrickapparate an "kleinen" Rundstrickmaschinen und kleineren Flachstrickern zum Broterwerb gestrickt wurde.) 

Aber ich wollte eigentlich keinen wissenschaftlichen Text darüber verfassen, sondern das Buch vorstellen: 

Es befasst sich mit

- Freihandsticken mit einer Nähmaschine, die nur Geradstich kann

- der Verzierung von Textilien durch die Nutzung des Zickzackstichs, mit Transporteur oder ohne diesen im Feihandmodus

- der Verwendung von Zierstichen bei Haushaltsnähmaschinen mit Zierstichautomatik, die damals relativ neu auf den Markt kamen

Zu diesen drei Themenfeldern findet der interessierte Leser Informationen zu verschiedenen Verzierungsmöglichkeiten und den nötigen Zutaten, zum Einsatz einiger Nähfüße sowie zu manchen nötigen oder möglichen Hilfsgeräten, wie z.B. dem Hilfsgerät für Lochstickerei, dem Kreisstickapparat für runde Verzierungen oder dem Storchschnabel zur Übertragung von Mustern von Papier auf die Maschine. 

In der Titelei wird der Pfaff AG Nähmaschinenfabrik Kaiserslautern für die Bereitstellung von Bildern gedankt. In einer Abbildung meine ich, den Bedienknopf einer Pfaff 230 zu erkennen (die ich nicht persönlich kenne), und es würde mich nicht wundern, wenn sich die meisten wesentlichen Sachverhalte in deren Bedienungsanleitung wiederfinden würden.

Auch in diesem Teil finde ich das Buch ganz nett. Es könnte für Liebhaber von alten Nähmaschinen interessant sein, aber man merkt es schon: Ich schlage nicht gerade Purzelbäume vor Begeisterung. 

Hier noch das Inhaltsverzeichnis und ein paar Einblicke: 






Samstag, 18. Oktober 2025

Wollsockensammler



Den wollte ich schon längst genäht haben. 

Früher (seit Jahrzehnten) habe ich alle Socken schmerzfrei mit der Buntwäsche gewaschen, aber in den letzten Jahren kann es immer mal wieder vor, dass welche filzten (trotz angeblicher Filzfreiausrüstung). Deshalb bekommen sie seit einiger Zeit eine Sonderbehandlung und dafür ab sofort ein eigenes Sammelbehältnis. 

Ich habe Kleinstreste aus meiner Schnipselsammlung und Stücke von alten Hosen und Herrenhemden verwendet. Es ist also mal wieder ein Upcyclingprojekt. 

Der Resteberg wurde nicht merklich kleiner. 





Memo: 
Material: Stoffreste
Schnitt: freischnauze den Resten folgend entwickelt
Restestreifen im Außenstoff: 10 cm - Stücke auf Stickvliesreste genäht
Restestreifen Futter oben: 6 cm - Stücke in Kettennähtechnik per Zufall verbunden
Futter: für etwas Stand mit festerem Aufbügelvlies verstärkt
Konstruktion: 
Randstoffe nach dem Zusammenpuzzeln zur Runde geschlossen (Futter mit Wendeöffnung)
Bodenplatten nach Markierung der Mitten erst mit den Bodenplattenlängsseiten an den Randkanten angenäht, dann wie beim Abnähen von Beutelböden die kurzen Kanten zusammengefaltet und abgenäht

Montag, 13. Oktober 2025

Eine restaurierte Kette

Gerade bin ich bei der Durchsicht meiner Blogbeiträge auf einige unveröffentlichte "Entwürfe" gestoßen. Manche harren da schon seit Jahren ihrer Fertigstellung. Meist sind es Projekte, über die ich mal geschrieben haben wollte, aber dann kam was dazwischen ... 

Das hier ist eine defekte Kette, die ich von einer (inzwischen verstorbenen) Schwiegertante zur Reparatur bekam. Einige Stränge waren gerissen, Perlen fehlten. Ich habe seinerzeit das Internet einmal von rechts nach links durchforstet und fand alles mögliche, nur nicht diese "Hämatit-Tonnen" oder die Süßwasserperlen jeweils in genau der passenden Größe. Sogar in einem Münchner Fachgeschäft suchte ich erfolglos danach. Dann kam ich auf die Idee, mal im örtlichen Second-Hand-Shop nachzusehen. 


Voliá! Da gab es genau das passende Stück mit allem Drum und Dran. So ein Glückstreffer! 
So konnte ich die alte Kette restaurieren.  



Inzwischen hat sie schon längst eine Nichte bekommen, die einen Sinn für "Vintageschmuckstücke" hat, und der sie auch wirklich sehr gut steht. 
So ist eine Art "Familienschmuck" daraus geworden und in der nächsten Generation angekommen. Das gefällt mir. 


Donnerstag, 9. Oktober 2025

Stricken und Sticken mit Apparaten (1957) von Maria Neppert Boehland (Buchvorstellung)

"Erster Teil: Das Stricken" 

Wer mich kennt, weiß, dass ich einige mehr oder weniger museale Strickmaschinen mein Eigen nenne. Eine davon nutze ich regelmäßig zum Sockenstricken, andere gelegentlich für andere Projekte, manche auch nur zum "Spielen" – weil mich präzise und nachvollziehbare Mechanik fasziniert und ich mich freue, wenn ich verstehe, wie die Dinge funktionieren (falls sie funktionieren).

Passend dazu besitze ich auch zwei zeitgenössische Bücher, von denen ich heute mal eines vorstellen möchte. 

Stricken und Sticken mit Apparaten erschien 1957 in einem Münchner Verlag und gibt dementsprechend den Stand der Dinge vor nunmehr ca. 70 Jahren wieder. Außerdem versteht es sich nicht wirklich als Fachbuch, sondern eher als gebundene, etwas ausführlichere Handarbeitszeitschirift. Jedenfalls kommt es mir so vor. 

Heute beschränke ich mich auf den Teil "Stricken"

Ich erkenne beim Inhalt zwei Schwerpunkte, die jedoch seitens der Autorin nicht klar auseinandergehalten werden. 

1. Zum einen möchte das Buch auf unterhaltsame Weise allgemeine und allgemein anwendbare Hintergrundinformationen zum Stricken mit Apparaten geben. 
Gemeint sind "Handstrickapparate", die im Hobbybereich landläufig "Strickmaschine" genannt werden. 

Am Anfang des Buches wird der Unterschied zwischen Stricken und Wirken erklärt. Es findet sich ein Abriss über die Geschichte des Strickens in den letzten 2300 Jahren im Allgemeinen und der Strickmaschine seit der Erfindung der ersten Strumpfstrickmaschine 1589 im Besonderen. 
Verschiedene Funktionsprinzipien und Typen von Strickmaschinen werden vorgestellt (Stand 1957) und allgemeine Hinweise zu Strickmaterialien gegeben. 

2. Zum anderen bietet das Buch konkrete Anleitungen, wie mit dem Handstrickapparat zu arbeiten ist. 
In der Titelei wird explizit der "Karl Steinhof Knittax Apparatefabrik Berlin/Braunschweig" für die "Mitwirkung bei der Bildausstattung" gedankt. 
Das erklärt, warum sich der praktische Teil zum Großteil auf Apparate dieser Firma bezieht. Zu jener Zeit war der Knittax M2 (mit Patentgerät) auf dem Markt, also jener kompakte und tragbare Apparat, der ohne Gewichte, aber mit Platinen (= "Niederhaltehaken") arbeitet, auch etwas dickere Wolle verarbeiten kann und bei dem der Faden von Hand in die offenen Nadeln gelegt wird. 

Wer so einen alten Knittax besitzt, kann die Anleitungen 1 : 1 aus dem Buch übernehmen.  Die Abbildungen wurden ohnehin zum Großteil der Bedienungsanleitung zum Knittax M2 entnommen, die Texte jedoch verändert. 

Im Buch werden grundlegende Techniken (inklusive der einzustellenden Hebel und Knöpfe) erläutert, z.B. das Stricken von Knopflöchern, die Formgebung durch verkürzte Reihen, das Stricken von Krägen und Bündchen, etc. Zudem bietet es zahlreiche Strickmuster sowie eine Anleitung für Socken. 

Es gab auch andere Maschinen, die sehr ähnlich funktionieren, z.B. die "Strickfee 2" in der DDR, oder die "Regina Princess" (Einbett). Auf diese Maschinen sind die Anleitungen vermutlich ebenfalls sehr gut anwendbar, wenn man austüftelt, welche Hebel und Knöpfe dort jeweils dasselbe bewirken. Mit etwas mehr eigener Transferleistung ist einiges davon auch auf andere Strickmaschinentypen übertragbar, manches jedoch auch nicht. 

1. In den nächsten Kapiteln geht es konkret um das Stricken von Kleidungsstücken. Das ist wiederum auf alle Handstrickapparate anwendbar und somit meinem "Schwerpunkt 1" zuzuordnen 

Hier werden ebenfalls die Grundlagen erläutert: Maßnehmen, Schnitte für den Handstrickapparat erstellen, berechnen und umsetzen; es gibt Maßtabellen für Damen, Herren und Kinder, sowie Schnittzeichnungen von Grundschnitten. 
Sodann folgen Modelle, die nachgestrickt werden können. Diese würde man heute sicher "Vintage" nennen, wobei ja manches wiederkommt und anderes durchaus zeitlos ist.
(Wann kommt die selbst gestrickte Herrenbadehose wieder in Mode?) 

Zu guter Letzt geht es um die Fertigstellung und Pflege der Strickwaren. 

Übrigens empfiehlt es sich stets, den eigenen Verstand zu benutzen und nicht alles zu tun, was man vor 70 Jahren toll fand. Ich würde z.B. dringend davon abraten, Wollpullover zur Reinigung in ein Benzinbad zu legen, auch wenn es heutzutage Gummihandschuhe gibt und man das nicht mehr mit bloßen Händen tun müsste, wobei darauf zu achten wäre, dass die Umgebungstemperatur nicht unter 5 °C läge, und man das Benzin anschließend keinesfalls in den Rasen schütten dürfe, weil weil dieser dann Schaden nähme  ... 



Braucht man dieses Buch? 
Nein. 

Es ist ein nettes Buch, das sich gut auf der Bettkante lesen lässt und interessante Einblicke bietet, wenn es einem günstig auf dem Flohmarkt in die Einkaufstasche springt. 
Ich würde es allerdings nicht dringend empfehlen oder behaupten, dass man ohne dieses Buch nicht glücklich wird. Was mich direkt ein bisschen stört, ist die Mischung aus "Unterhaltung" und dem "Fachbuchanspruch". Im historischen Teil oder z.B. bei der Klassifizierung der Strickmaschinen bin ich mir auch nicht ganz sicher, ob ich alles, was da steht, so glauben soll. 

Zudem ist gerade für den Knittax M2 die Anleitung selbst so gut, dass man dieses Buch eigentlich nicht zwingend als Ergänzung braucht. Die Originalanleitung ist übrigens im Netz hier abrufbar. 

Aber die Lektüre erweitert auf jeden Fall den Horizont, wenn man sich für die Materie interessiert. 😀

Hier noch ein paar kleine Einblicke: 










Donnerstag, 2. Oktober 2025

Passap D (Krausstricker): Muster und Modelle - ein paar Möglichkeiten

Auch dieser Post ist quasi "historisch". Ich habe ihn 2012 für das Strickforum verfasst, das ich allen Stricker*innen nur wärmstens empfehlen kann. 
Auch die Bilder dieses Beitrags waren in den Tiefen des Netzes verschollen, aber ich habe sie in meinem Fotoarchiv wiedergefunden und kann damit den Text wieder sinnvoll illustrieren. 

Seinerzeit hatte ich den Passap D Junior von Hannelotte aus dem Strickforum bekommen, die sowohl für diesen als auch für andere Strickapparate über einen beeindruckenden Wisschensschatz und sehr viel Erfahrung verfügte und dies gerne und großzügig teilte. 

Wiederum zitiere ich mich selbst aus dem alten Beitrag:

"Liebe Freunde der alten Krausstricker-Maschinen und andere Neugierige! 

Von Hannelotte bekam ich ihre Unterlagen zu ihren Strickereien auf dem Passap-D-Junior.
Die Mappe enthält unter anderem einige Musterproben und Fotos von Modellen, die sie gestrickt hat. 
Mich kribbelt es direkt in den Fingern, wenn ich sie sehe - vielleicht geht es der ein oder anderen von Euch ja auch so.  Deshalb habe ich die Sachen kurzerhand auf den Scanner gelegt (weshalb die Beleuchtung manchmal vielleicht seltsam wirkt), um sie mit Euch zu teilen.  

Die Bemusterung am Passap erfolgt grundsätzlich durch händisches Umhängen der Maschen.

1. Lochmuster: 

a) ein blaues Musterprobenstück 
Vermutlich habe ich herausgefunden, welche Seite vorne ist, finde aber die Rückseite auch ganz ansehnlich. Das ist halt ein großer Vorteil vom Krausgestrick. 

von vorne: 

von hinten: 

b) ein Lochmusterstreifen mit den Anleitungen dazu
c) noch ein Lochmuster

2. bunte Muster



a) wie ein Korbmuster: 
Ich interpretiere es so: 
Es wurden immer wechselnd 1 Rippe (2 Reihen) in einer hellen Farbe und 2 Rippen (4 Reihen) in der dunklen Farbe gestrickt. Bevor wieder eine helle Reihe dran kam, wurden auf der rechten Seite 2 nebeneinanderliegende M der hellen Farbe nach oben über die Stifte gehoben. Das Ganze im Rhythmus und versetzt. 
b) wie Sternchen:
Auch hier wechseln sich 1 Rippe hell und 2 Rippen dunkel ab, wie auf der Rückseite zu erkennen ist. Wie es geht, habe ich noch nicht ausgetüftelt.  

3. Modelle: 

a) ein Pullunder, von unten nach oben gestrickt, in der Mitte ein zartes Lochmuster
b) ein Pullunder, quergestrickt, wiederum ein Lochmuster in der Mitte, auch am Rücken. 
Der Passap hat ja nur 130 Stifte, das reicht mitunter nicht für die ganze Rückenlänge. Deshalb hat Hannelotte hier an der Seitennaht begonnen, dann für den Armausschnitt so lange zugenommen, bis alle Stifte belegt waren, in der Mitte das Muster gearbeitet, beim nächsten Ärmel gegengleich abgenommen, und dazwischen an passender Stelle zur Formgebung noch ein paar verkürzte Reihen gearbeitet. 
Zwischen den Schultern hat sie dann oben glatt rechts eine Passe angestrickt. 
Ich finde, das sieht sehr gut aus und werde bei nächstbester Gelegenheit das Prinzip auch einmal probieren.   
c) Pullunder (und Pullover) mit Lochmuster

d) nochmal der Pullover mit Lochmuster in voller Größe - was für eine beeindruckende Arbeit! 
e) ein Schal

So, das war‘s mit Hannelottes Bildern. 

Zuguterletzt noch ein Foto von 2 Spezialkämmen, die mir ein glücklicher Zufall in die Hand spielte. Der eine hat immer einen Stiftplatz Lücke zwischen den Haken, der andere 2 Haken - 2 Lücken im Wechsel. Damit kann man bestimmt auch ganz lustige Löcher stricken. 

Viele Grüße
Hummelbrummel" 

Mehr zum Thema "Krausstricker" gibt's hier im Blog unter "Passap D". 
Unter anderem befindet sich am Ende dieses Beitrags eine Linkliste zu Anleitungen und Heften, in denen sich noch viele weitere Mustermöglichkeiten und "echte Vintagemodelle" entdecken lassen.