unbezahlte Werbung

Werbehinweis: Mein Blog dient vor allem mir selbst als Gedächtnisstütze. Daher werden Firmen und Marken genannt, deren Materialien bzw. Designs ich verwende. Teilweise ist die Nennung auch zur Kennzeichnung von Urheberrechten notwendig. Außerdem werbe ich hier für meine Bücher. Ich werde nicht für Werbung bezahlt.

Donnerstag, 9. Oktober 2025

Stricken und Sticken mit Apparaten (1957) von Maria Neppert Boehland (Buchvorstellung)

"Erster Teil: Das Stricken" 

Wer mich kennt, weiß, dass ich einige mehr oder weniger museale Strickmaschinen mein Eigen nenne. Eine davon nutze ich regelmäßig zum Sockenstricken, andere gelegentlich für andere Projekte, manche auch nur zum "Spielen" – weil mich präzise und nachvollziehbare Machanik fasziniert und ich mich freue, wenn ich verstehe, wie die Dinge funktionieren (falls sie funktionieren).

Passend dazu besitze ich auch zwei zeitgenössische Bücher, von denen ich heute mal eines vorstellen möchte. 

Stricken und Sticken mit Apparaten erschien 1957 in einem Münchner Verlag und gibt dementsprechend den Stand der Dinge vor nunmehr ca. 70 Jahren wieder. Außerdem versteht es sich nicht wirklich als Fachbuch, sondern eher als gebundene, etwas ausführlichere Handarbeitszeitschirift. Jedenfalls kommt es mir so vor. 

Heute beschränke ich mich auf den Teil "Stricken"

Ich erkenne beim Inhalt zwei Schwerpunkte, die jedoch seitens der Autorin nicht klar auseinandergehalten werden. 

1. Zum einen möchte das Buch auf unterhaltsame Weise allgemeine und allgemein anwendbare Hintergrundinformationen zum Stricken mit Apparaten geben. 
Gemeint sind "Handstrickapparate", die im Hobbybereich landläufig "Strickmaschine" genannt werden. 

Am Anfang des Buches wird der Unterschied zwischen Stricken und Wirken erklärt. Es findet sich ein Abriss über die Geschichte des Strickens in den letzten 2300 Jahren im Allgemeinen und der Strickmaschine seit der Erfindung der ersten Strumpfstrickmaschine 1589 im Besonderen. 
Verschiedene Funktionsprinzipien und Typen von Strickmaschinen werden vorgestellt (Stand 1957) und allgemeine Hinweise zu Strickmaterialien gegeben. 

2. Zum anderen bietet das Buch konkrete Anleitungen, wie mit dem Handstrickapparat zu arbeiten ist. 
In der Titelei wird explizit der "Karl Steinhof Knittax Apparatefabrik Berlin/Braunschweig" für die "Mitwirkung bei der Bildausstattung" gedankt. 
Das erklärt, warum sich der praktische Teil zum Großteil auf Apparate dieser Firma bezieht. Zu jener Zeit war der Knittax M2 (mit Patentgerät) auf dem Markt, also jener kompakte und tragbare Apparat, der ohne Gewichte, aber mit Platinen (= "Niederhaltehaken") arbeitet, auch etwas dickere Wolle verarbeiten kann und bei dem der Faden von Hand in die offenen Nadeln gelegt wird. 

Wer so einen alten Knittax besitzt, kann die Anleitungen 1 : 1 aus dem Buch übernehmen.  Die Abbildungen wurden ohnehin zum Großteil der Bedienungsanleitung zum Knittax M2 entnommen, die Texte jedoch verändert. 

Im Buch werden grundlegende Techniken (inklusive der einzustellenden Hebel und Knöpfe) erläutert, z.B. das Stricken von Knopflöchern, die Formgebung durch verkürzte Reihen, das Stricken von Krägen und Bündchen, etc. Zudem bietet es zahlreiche Strickmuster sowie eine Anleitung für Socken. 

Es gab auch andere Maschinen, die sehr ähnlich funktionieren, z.B. die "Strickfee 2" in der DDR, oder die "Regina Princess" (Einbett). Auf diese Maschinen sind die Anleitungen vermutlich ebenfalls sehr gut anwendbar, wenn man austüftelt, welche Hebel und Knöpfe dort jeweils dasselbe bewirken. Mit etwas mehr eigener Transferleistung ist einiges davon auch auf andere Strickmaschinentypen übertragbar, manches jedoch auch nicht. 

1. In den nächsten Kapiteln geht es konkret um das Stricken von Kleidungsstücken. Das ist wiederum auf alle Handstrickapparate anwendbar und somit meiner "Kategorie 1" zuzuordnen 

Hier werden ebenfalls die Grundlagen erläutert: Maßnehmen, Schnitte für den Handstrickapparat erstellen, berechnen und umsetzen; es gibt Maßtabellen für Damen, Herren und Kinder, sowie Schnittzeichnungen von Grundschnitten. 
Sodann folgen Modelle, die nachgestrickt werden können. Diese würde man heute sicher "Vintage" nennen, wobei ja manches wiederkommt und anderes durchaus zeitlos ist.
(Wann kommt die selbst gestrickte Herrenbadehose wieder in Mode?) 

Zu guter Letzt geht es um die Fertigstellung und Pflege der Strickwaren. 

Übrigens empfiehlt es sich stets, den eigenen Verstand zu benutzen und nicht alles zu tun, was man vor 70 Jahren toll fand. Ich würde z.B. dringend davon abraten, Wollpullover zur Reinigung in ein Benzinbad zu legen, auch wenn es heutzutage Gummihandschuhe gibt und man das nicht mehr mit bloßen Händen tun müsste, wobei darauf zu achten wäre, dass die Umgebungstemperatur nicht unter 5 °C läge, und man das Benzin anschließend keinesfalls in den Rasen schütten dürfe, weil weil dieser dann Schaden nähme  ... 



Braucht man dieses Buch? 
Nein. 

Es ist ein nettes Buch, das sich gut auf der Bettkante lesen lässt und interessante Einblicke bietet, wenn es einem günstig auf dem Flohmarkt in die Einkaufstasche springt. 
Ich würde es allerdings nicht dringend empfehlen oder behaupten, dass man ohne dieses Buch nicht glücklich wird. Was mich direkt ein bisschen stört, ist die Mischung aus "Unterhaltung" und dem "Fachbuchanspruch". Im historischen Teil oder und z.B. bei der Klassifizierung der Strickmaschinen bin ich mir auch nicht ganz sicher, ob ich alles, was da steht, so glauben soll. 

Zudem ist gerade für den Knittax M2 die Anleitung selbst so gut, dass man dieses Buch eigentlich nicht zwingend als Ergänzung braucht. Die Originalanleitung ist übrigens im Netz hier abrufbar. 

Aber die Lektüre erweitert auf jeden Fall den Horizont, wenn man sich für die Materie interessiert. 😀

Hier noch ein paar kleine Einblicke: 










Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen