Ich wusste noch gar nicht, dass ich sowas brauche.
Also früher, meine ich, als ich noch keine Stickmaschine hatte.
Aber jetzt? Jetzt fallen mit plötzlich überall im Haus diese Ränder auf, die Teetassen gerne mal hinterlassen, wenn man sie abstellt. Also eigentlich eher frau.
Also frau stellt die Teetassen ab, denn zugegebenermaßen bin ich hier diejenige, die immer eine Teetasse dabei hat, irgendwo abstellt und manchmal auch dort vergisst.
Neben dem Computer, neben der Nähmaschine, neben dem Spinnrad, auf einem Fensterbrett, am Couchtisch, im Regal ...
Ab sofort werden an allen einschlägigen Plätzen Bierfilzl deponiert, dann steht die Tasse weich und es gibt keine Ränder mehr. Jawoll.
Eigentlich hätte ich das Teil ja eher "textile Teerandverhinderungsunterlage" genannt.
"Du meinst ein Bierfilzl", meinte mein kluger Mann und ich merkte, dass er Recht hat, obwohl ich keine Maß auf den Filz stelle, sondern ein Teehaferl. Und obwohl meine Bierfuizl (so spricht man das nämlich eigentlich, mit einem schönen ui nach dem f) im Gegensatz zu den echten Bierfilzen wirklich aus Filz sind.
Was nahtlos zu der Frage führt, ob Bierfilze früher mal aus Filz waren.
Und überhaupt: Wann, wo, warum und von wem wurde das Bierfilzl erfunden und wer kam wann auf die Idee, Bierwerbung draufzudrucken oder sie als Erinnerungsstütze für den abzurechnenden Bierkonsum zu nutzen?
Das wäre doch mal wirklich ein interessantes Forschungsobjekt: Bierfilzologie.
Ich gehöre ja zu den Leuten, bei denen sich leicht mal was ansammelt:
"Das kannst Du doch sicher brauchen" höre ich ab und zu und schwups – schon wird der Schrank wieder voller. In diesem Fall handelte es sich um weißen Taschenfilz oder so was ähnliches, offenbar aus Kunstfaser und jedenfalls eher von der Sorte Zeug, von der ich eigentlich bisher eher nicht wusste, wozu ich das brauchen können sollte.
Dank meines neuen Spielzeugs hat sich das jetzt geändert:
Teile dieses bislang zweckfreien Filzes hat die Stickmaid in einem einzigartigen Filz-Veredelungsprozess nun in äußerst nützliche und einzigartige Bierfilzl verwandelt.
Doch leider konnte ich meinen Plan, alle einschlägigen Teetassenabstellflächen im Haus künftig vor Rändern zu bewahren, trotzdem noch nicht in die Tat umsetzen.
Denn jeder, der so einen Bierfilz aus Filz sichtet, kann plötzlich auch einen brauchen. Oder mehrere.
In allen möglichen Haushalten tauchen urplötzlich schonungsbedürftige Flächen auf.
Die scheinen sich zu vermehren.
Entgegen meiner bisherigen Vorstellungen sind Bierfilzl aus bebuntetem Filz ein begehrtes Objekt, das ganz viele Leute ganz dringend benötigen.
Jetzt verstehe ich endlich auch, warum es gar so viele Muster für diese Dinger im Netz gibt, wo man sie unter dem Namen "Coaster" findet.
Ob das wohl etwas mit Küste (Coast) zu tun hat? Verbirgt sich dahinter etwa die Vorstellung eines Teemeeres, das bei Flut über die Ufer der Tasse schwappt?
Jedenfalls haben etliche meiner Bierfuizl das Haus bereits wieder verlassen um an anderen Orten kleckernde Teefluten einzudämmen.
Na, dann weiß meine Stickmaid ja, was sie demnächst noch so zu tun bekommt ...
Stickdateien (und Copyright der Designs):
die drei Bunten oben:
www.embroidery-broderie.com (Die sind übrigens schon ordentlich digitalisiert, mir ist bloß beim Sticken mal der Filz verrutscht - ich übe ja noch.)
die beiden Unifarbigen unten:
www.juliasneedledesigns.com
Ach, da schlägt ja das Herz höher, wenn ich deine Stickereien sehe. Ein Filz schöner als der andere. Ich habe mal welche bei der Aktion "kleine Nettigkeiten" geschenkt bekommen undn sie sind täglich im Gebrauch. Ich wünsche dir noch ganz viel Freude.
AntwortenLöschenLiebe Inselgrüße
Kerstin