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Dienstag, 11. Oktober 2016

Was ist Taft? oder: von der Kompetenz engagierter Verkäufer


Ein herrlicher wenn auch kalter Herbstsonntag. 
Marktsonntag in der Innenstadt. 
Ein Stand mit Bastel- und Dekoartikeln und bunten Bändern in Hülle und Fülle...
Mit Muster, ohne Muster, kariert, mit Perlen, dick und dünn, Kordeln, Zackenlitzen, Klöppelbänder... 

Da komme ich natürlich nicht dran vorbei und mir fällt ein, dass ich schon immer mal ausprobieren wollte, was passiert, wenn man Zierstiche auf unifarbenen Bändern platziert. 
Einige der Bänder sehen brauchbar aus und ich ziehe die ein oder andere Rolle aus der Kiste, um sie näher zu betrachten. 
Auf vielen steht nur der Preis, oft 0,20/m, auf manchen steht "Taft".  Nähere Angaben, falls es mal welche gab, sind zusammen mit der papierenen Mitte der Rolle in Fetzen und für immer dahin.
Ich frage die Verkäuferin, aus welchem Material diese Bänder seien. 
Achselzucken und die Antwort "Taft". 
"Aus was ist denn der Taft? Baumwolle, Polyester?"
"Keine Ahnung, Taft halt."
"Kann man diese Bänder aufnähen und waschen?"
"Keine Ahnung, würd' ich nicht machen."  
Ich gucke weiter und da ich mich durch die Aussagen der Verkäuferin nicht hinreichend abschrecken lasse, sieht sie sich zu der Äußerung veranlasst: "Wenn die nass werden, kriegen die Flecken."

Was soll's, denk' ich, teuer sind sie nicht und sie sehen eigentlich stabil aus, fühlen sich an wie Stoff, nicht wie Papier. Ich werde es einfach probieren, die paar Bänder waschen und bügeln und dann wird man schon sehen, was passiert. Mehr als schiefgehen kann es nicht. 
Auf der ein oder anderen Rolle entdecke ich schließlich den Hinweis "wasserfest", was auch immer das heißen mag, auf einer finde ich dann sogar eine Materialzusammensetzung: Baumwolle und Viskose – das hört sich doch gar nicht so schlecht an. 

Als ich vier Farben ausgesucht habe und sie schon abgemessen in der Tüte stecken, entdecke ich weiter hinten noch eine andere Kiste mit Unifarben und ziehe sie zaghaft etwas nach vorne. "Die können Sie sich schon näher holen." sagt die hilfreiche Verkäuferin. "Da sind die waschbaren Bänder drin, die sind wasserfest."

Toll.  
Bei näherer Betrachtung sehe ich in dieser Schachtel allerdings genau die gleichen Rollen mit den gleichen Aufdrucken, wie in der anderen, nur nochmal andere Farben und Breiten, auch hier steht auf manchen "wasserfest", auf anderen nicht....
Ein Lob auf die kompetente Verkäuferin..... 

Wie auch immer. 
Ich habe meine sechs Bänder mittlerweile gewaschen und gebügelt. Nur das breitere beerefarbige hat etwas ausgeblutet, keines hat Flecken bekommen, das lilane hat sich in der Wäsche reichlich verknuckelt (offenbar sind die Randfäden stärker eingelaufen als die Mitte), es war aber nach dem Bügeln wieder schön. 

Na also, wer sagt's denn. Probieren geht über studieren. 

(Was ich natürlich nicht weiß, ist, wie lichtecht die sind)


In der Wäsche: 
frisch gebadet:
auf der Leine
gebügelt und einsatzbereit: 
Versuchsstück auf dem Stoff (bisschen mit wasserlöslichem Tetilkleber fixiert):
unterm Fuß:
hinten Soluvlies:
geht doch:
•••


Memo: 
Oberstoff: Rest von der missglückten und mittlerweile geretteten Hose, 
die nicht in den Blog darf
Futter: Nessel
Band: "Taft", gewaschen und gebügelt
RV: Nähkaufhaus SR3 endlos
Zierstich: Janome (mit Soluvlies unterlegt)
alle anderen Nähte mit der Pfaff 260
Das Täschchen habe ich nur für mich genäht. Tauchgänge in die Tiefen meiner Chortasche werden in Zukunft nur noch nötig sein, um die richtigen Noten zu finden, denn ab jetzt sind  alle verstreuten Kleinteile an einem Ort zusammengefasst.  
Es darf heute zum Creadienstag.


(Hab' ich irgendwann mal von mir gegeben, ich bräuchte keine Täschchen? Welch ein Irrtum!)
 

1 Kommentar:

  1. Herrlich! :-)
    Ja was ist Taft? Na Taft halt... wer viel fragt, bekommt offensichtlich auch reichlich Antworten, auch wenn man ganz andere erwartet hätte.
    Die Mühe hat sich offensichtlich aber gelohnt, denn das Chor-Kleinteile-Täschchen ist wirklich hübsch geworden. Ich finde generell die Idee, die Bänder mit Zierstichen zu versehen, äußerst reizvoll.
    Vielen Dank für die Inspiration.
    Liebe Grüße
    Jana

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