Der Plan:
Mein Probestück auf dem Webenova wird ein Baumwollgewebe, dass gleichzeitig ein Sampler für Schussripsmuster und ein Sofakissen werden soll.
Das Garn:
Die Kette besteht aus einem dunkelblauen Baumwollgarn mit 300m/100g LL.
Der Schuss ist Catania, ebenfalls Baumwolle.
Für die Garne habe ich seehr tief in gaanz alten Garnvorräten gegraben.
Das Weben:
Es funktionikert ganz normal:
• Stab kippen -> Fach öffnet sich
• Schuss im spitzen Winkel eintragen
• Stab senkrecht stellen und nach vorne führen, um den Schuss zu fixieren
• beim Zurückfahren des Stabes denselben in die andere Richtung kippen
-> anderes Fach öffnet sich
• nächster Schuss....
• usw.
Soweit, sogut. Es funktioniert eigentlich nicht schlecht.
Anmerkungen, Pannen und Probleme:
Schiffchen:
Diese seltsame (für mich neue) Schiffchenform mit der eckigen Aussparung bewährt sich:
Das Garn lässt sich sehr ordentlich aufwickeln, eigentlich besser als bei den Schiffchen mit runder Bohrung.
Beim Weben verhängt es sich auch nicht. Geht sehr gut.
Fach und Schuss:
Die Fächer sind wesentlich kleiner als bei meinen Gatterkammwebrahmen.
Aber solange man mit dem Schiffchen nah am Stab entlangfährt, lässt es sich problem- und fehlerlos weben.
Da der Drehstab auf dem Rahmen frei beweglich ist, kann man ihn immer in einer angenehmen Arbeitsposition halten.
Der Anschlag:
Steht der Drehstab senkrecht, klappt das Andrücken sehr gut. Auf den ersten ca. 10cm konnte ich auf diese Weise mit Ausnahme einer kleinen Stelle in der Mitte (siehe unten) mühelos das Garn so andrücken, dass der gewünschte Rips entsteht.
Ein Problem gibt es, wenn man den Drehstab aus Versehen in nach vorne gekippter Stellung ans Gewebe drückt. Das ist mir einmal passiert. Dabei geriet der Schussfaden irgendwie zwischen Drehstab und Verschlussstab und drückte ein paar der oberen Kettfäden aus den Schlitzen, die dann in die benachbarten Schlitze hüpften.
Der Schaden ließ sich einfach beheben, lästig ist sowas natürlich trotzdem.
Ich habe mir den Fehlermechanismus genau angesehen: Das passiert wirklich nur, wenn man den Stab beim Andrücken nach vorne kippt, lässt sich also sehr leicht vermeiden.
Möglicherweise strapaziert die breite Kontaktfläche in den Schlitzen beim Hin- und Herschieben das Kettgarn aber mehr, als es ein Gatterkamm tut.
Die Kettspannung: drei Probleme
Die ersten Zentimeter gingen sehr gut. Dann hatte ich das Gefühl, die Kette würde immer lockerer. Ich schob am oberen Querstab ein Schiffchen zwischen Kette und Holz, das half kurzfristig..... Eine ganze Zeitlang später kam ich auf die Idee, mir mal die Kettspannvorrichtung – also die Stellung der Querleisten – anzusehen:
Aha, da war ein Übeltäter gefunden.
Die untere Querleiste hatte sich gelöst und aufgestellt, dadurch war die Kette lockerer geworden. Ich stellte sie wieder gerade und schraubte ordentlich fest.
Dabei stellte ich fest, dass einerseits der Schuss mittlerweile völlig an den Kettordner gerutscht war, gleichzeitig war der Kettordner bis auf die untere Querleiste gerutscht.
Ich hatte also beim Andrücken des Schussfadens nicht nur den Schussfaden angedrückt, sondern gleichzeitig alle bereits gewebten Schussfäden auf den Kettfäden sowie das ganze Gewebe auf dem ganzen Rahmen weiterbewegt.
Auf dem leider sehr unscharfen Bild kann man die ursprüngliche Stellung des Kettordners (Rundholz) zumindest erahnen (oben).
So hat es sich ganz von selbst entwickelt (unten)
Mittlerweile geht das Gewebe schon über dem Kettordner "um die Kurve", aber weiter kann es ja jetzt nicht mehr rutschen. Nur muss ich mir überlegen, wie ich das ganz am Schluss mache, denn da ist ja quasi überhaupt nichts mehr zwischen dem Gewebe und dessen Ende. Momentan denke ich, ich werde die Kettfäden von der anderen Seite mit viel Abstand abschneiden und dann den Kettordner-Rundstab vorsichtig herauslösen (zum Glück habe ich ihn nur einmal mit den Kettfäden umwickelt). Dann habe ich hoffentlich wieder genug Material, um mit Knoten sichern zu können, oder so.
Das nächste Mal würde ich unbedingt eine Leiste oder Pappstreifen oder dickes Anfangsgarn an den Anfang weben, um das Gewebe etwas auf Abstand zum Kettordner zu halten.
Dass das ganze Gewebe auf dem Rahmen insgesamt weitergerutscht ist, finde ich im Moment fast eher praktisch. Da hatte ich länger einen angenehmen Arbeitsabstand.
Wie sich das entwickelt, wenn man den Kettordner, der momentan auf der Querleiste liegend ein Weiterrutschen verhindert, mitsamt dem Anfang es Gewebes auf die andere Seite dreht, wird sich zeigen. Hoffentlich flutscht das dann nicht übermäßig viel.
Die Webenova-Anleitung sieht nämlich vor, dass man zu gegebener Zeit (immer nach ca. 25cm Weben) alle Muttern löst, den oberen und unteren Querstab mit je einer Hand fasst und – flupp-flupp-flupp – die ganze Chose inklusive Querstäben weiterdreht, und dann solang weiterarbeitet, bis man quasi im Kreis rum alles fertig gewebt hat.
Das zweite Problem besteht in der Kettspannung generell.
Möglicherweise ist sowohl die Beschaffenheit meines Kettgarns als auch die Tatsache schuld, dass beim Rips-Weben die Kette nicht kürzer wird, man aber viel Spannung braucht.
Jedenfalls wird die Kette immer lockerer und mittlerweile muss ich die Kettfäden fast schon von Hand anziehen, um die gewünschte Ripsbinung zustande zu bringen.
Und je lockerer die Kette wird, desto schmaler wird das Gewebe.
Das macht jetzt nicht wirklich Spaß.
Da ich laut Anleitung bei beiden Querstäben die längere Hälfte nach außen gedreht habe, kann ich die Kette zwar lockern, aber nicht nachspannen.
Da muss ich mir jetzt etwas einfallen lassen. (Mehr Holzleisten unterlegen oder so.)
Beim nächsten Mal würde ich den einen Querstab so und den anderen andersrum montieren, dann könnte man mit dem einen Querstab spannen, mit dem anderen lockern.
Übrigens schreibt die Webenova-Anleitung vor, dass man immer, wenn man Pause vom Weben macht, die Kettspannung lockern soll. Das habe ich auch brav gemacht.
Das dritte Problem stellt ein kleiner Bereich in der Mitte der Kette dar. Von Anfang an musste ich hier mit einem kleinen Kamm nachhelfen, um ein geschlossenes Bindungsbild zu erreichen, was rechts und links von selbst ging.
Zunächst dachte ich, hier wären meine Kettfäden zu locker (vielleicht, weil ich entgegen der Anleitung den Kettfaden in der Mitte nicht aneinander, sondern um den Kettordner geknotet hatte?
Oh tiefe Geheimnisse des Webens!)
So spannte ich die betreffenden Fäden durch Unterlegen eines Papierknubbels nach.
Das half aber nicht wirklich viel.
Mittlerweile frage ich mich, ob nicht eine Unregelmäßigkeit im Drehstab schuld sein könnte:
Genau an der Stelle, an der ich immer nacharbeiten muss, reichen die Schlitze nicht ganz so tief, wie auf dem Rest des Stabes.
Beim Andrücken des Schusses werden also genau hier die Kettfäden auch immer ein bisschen nach oben gedrückt. Vielleicht drückt das dann sozusagen die Bindung wieder auseinander.
Hier muss ich den Schussfaden immer extra mit einem kleinen Kamm festdrücken (oben).
Die betreffenden Kettfäden machen im Webstab eine Beule nach oben. (unten)
Abgesehen von der nachlassenden Kettspannung, für die ich jetzt für den Rest der Weberei improvisieren muss, macht das Weben auf dem Webenova durchaus Spaß. Und meine ersten Schussrips-Musterversuche finde ich eigentlich auch ganz lustig.
Die nächste Fortsetzung gibt es dann erst, wenn ich mit dem ganzen Kissen fertig bin.
Das kann noch ein gutes Weilchen dauern......
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen