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Freitag, 11. Dezember 2020

Einblicke in eine staubige Strickmaschine bei Nacht

Was tun bei Schwergang? Und wie diese Maschine grundlegend säubern? 

Manchmal erreichen mich E-Mails mit Fragen zu Themen aus meinem Blog. 
Nicht immer weiß ich eine Antwort. Doch z
u dieser Frage habe ich Lösungsansätze.

Sie bezieht sich speziell auf meine alte Strickmaschine, auf der ich vornehmlich Socken stricke: Eine Doppelbett-Strickmaschine, die vermutlich in den 50er-Jahren in Solothurn in der Schweiz gebaut und unter verschiedenen Namen gehandelt wurde: z.B. Euro 2000, Noveda, Strigo. 

Die aufmerksame Leserin wird auf den Bildern sehen, dass meine Strickmaschine zur Zeit ziemlich staubig ist. Das kommt davon, dass beim Stricken einfach auch jede Menge Staub entsteht: Wollfussel und Paraffin-Partikel. 

Grundsätzlich ist es sinnvoll, die Maschine vor und nach jedem Stricken (jedem Paar Socken) abzusaugen (Nadelbetten und Schlittenunterseiten), um neuen Staub zu entfernen, solange er noch frisch und locker ist. 
In den ungenutzten Randbereichen lasse ich die Nadeln, wie sie sind und störe mich nicht weiter an dem Staub, aber dort, wo bei der Arbeit Metall auf Metall gleitet, ist es wichtig, dass möglichst nichts bremst oder unnötig reibt. 

Zunächst ein paar Worte zu möglichen Ursachen für Schwergang allgemeiner Natur:

- Maschenweite für die Wolldicke oder das Muster zu gering gewählt
- Nadelbettabstand für die gewählte Wolle oder das Muster zu eng oder
- die Nadelbetten stehen nicht ganz parallel
- das Garn läuft nicht frei ab und/oder hängt irgendwo fest 
  (z.B., weil es sich um eine Drahtöse am Garnmast gewickelt hat.) 
- es sind Maschen gefallen und stauen sich zwischen den Betten 
  (meist infolge von zu wenig Gewicht oder Gewicht an der falschen Stelle)

Natürlich führt auch bremsender Staub oder eine Staub-Ölmischung zu Schwergang. 

Regelmäßige Reinigung vor dem Stricken: 

Der Strickschlitten läuft oben und unten auf Schienen: oben auf der Zählschiene und unten auf einer Gleitschiene. 
Die beiden Schienen haben je auf der Außenseite eine Rille, in der sich Schmutz fangen und festsetzen kann.

Diese Rillen und auch die Gegenkanten auf der anderen Seite der Schienen reinige ich regelmäßig mit einem Zahnstocher oder Zahnstocher/Schaschlickstab im Lumpen. 
Auf die gleiche Weise säubere ich die Rillen und Kanten auf der Unterseite des Schlittens, die auf dem Bett laufen und hier Kontakt haben. 
Danach gebe ich in die Rillen am Bett und im Schlitten je ca. 1-2 Tropfen Ballistol (Nähmaschinenöl/Feinmechaniköl geht auch) und schiebe den Schlitten im Bett, damit es sich verteilt. 
Auf der Schlittenunterseite reibe ich die Kanten, die auf den Nadelfüßen laufen, mit einem geölten Lappen ab. Das sind die Kanten, die hier im Foto quasi die "Unterseite" eines "M" bilden. Auch zwischen alle anderen beweglichen Teile im Schlitten kommt von Zeit zu Zeit ein bisschen Öl. 
Alles soll nur leicht geschmiert sein. Das Öl darf nicht tropfen oder laufen, weil es dann nur Fusseln fängt und mit diesen verklebt. 

Zählschiene lösen und Nadeln entfernen: 

Die Zählschiene lässt sich lösen, indem man auf der jeweils rechten Seite eine kleine schwarze Metallnase nach oben schiebt, die im äußersten Nadelkanal sitzt: 

Hier ist die Zählschiene verriegelt: 

Und jetzt entriegelt: Man kann die Schiene nach rechts oder links verschieben: 
Darunter kommt eine Spiralfeder zum Vorschein, die dafür sorgt, dass die Nadeln jeweils in der Position bleiben, in der man sie haben will: in Arbeit, Ruhestellung oder außer Betrieb. 
Die Feder hat die Funktion der "Nadelsperrschiene" anderer Strickmaschinen anderer Modelle. 

Sie hat rechts und links einen kleinen Ring, in dem die jeweils äußerste Nadel steckt. So ist sie fixiert. 

Möchte man einzelne Nadeln entnehmen (zum Säubern oder Austauschen), dann kann man sie einfach unter der Spirale herausziehen und später wieder drunter schieben. 
Wichtig ist, dass man nicht an der Spiralfeder zerrt, um diese nicht auszuleiern. 

Als ich Maschine vor ca. 12 Jahren bekam, habe ich alle Nadeln entnommen: 
Hierfür die Zählschiene ganz rausziehen und die beiden Randnadeln zusammen mit der Feder herausnehmen. Ich habe diese beiden Nadeln nicht von der Feder getrennt. 
Seinerzeit habe ich jeden einzelnen Nadelkanal gereinigt. Für sowas nehme ich am liebsten Zahnstocher, die ich allein oder zusammen mit einem Stückchen (geöltem) Lumpen durch den Kanal ziehe. Je nach Verschmutzungsgrad ist auch eine Zahnbürste nicht zu verachten. 

Die Nadeln kann man in einem Glas mit Petroleum oder Nitroverdünnung einlegen und später abwischen. 
Auch ein Ultraschall-Reinigunsgerät mit Wasser und ein bisschen Spüli ist nicht schlecht, allerdings müssen die Nadeln dann schnell und sehr, sehr gründlich getrocknet werden, z.B. mit einem Föhn und auf der Heizung, damit sie nicht rosten. 
Es tut den Nadeln gut, ebenfalls geölt zu werden. Sprüht man sie dazu mit Ballistol ein, dringt das in die Ritzen und verdrängt ggf. die letzte Feuchtigkeit. Ich habe sie seinerzeit auf einem Lappen ausgebreitet, besprüht, etwas einwirken lassen und dann jede Nadel einzeln mit einem Lappen abgerieben. 
In welcher Reihenfolge ich damals die Nadeln wieder eingesetzt habe, weiß ich nicht mehr, aber vermutlich tut man sich leichter, wenn erst alle mittleren Nadeln und zum Schluss die beiden Randnadeln samt der Spiralfeder oben drüber wieder in die Maschine kommen. 

Die Feder muss dabei möglichst gleichmäßig verteilt und ein bisschen in ihre Rille und auf die Nadeln gedrückt werden, bevor die Zählschiene wieder aufgeschoben wird. 

Nadelbettabstand

Diese Maschine hat einen originellen Mechanismus, um den Abstand zwischen den beiden Betten zu regeln. 
Man kann das Vorderbett lockern und nach vorne ziehen (oder abnehmen).
Auf beiden Seiten gibt es zwischen den Betten eine Drehscheibe mit zwei unterschiedlich hohen "Knöpfen" und auf der anderen Seite eine feststehende Schraube als Gegenstück. 

Je nachdem, in welche Position man diese Scheibe dreht, trifft der Schraubenkopf auf die nackte Drehscheibe oder einen der beiden Knöpfe, sobald man das vordere Nadelbett wieder anschiebt,
So ergeben sich drei mögliche, definierte Abstände. Für Socken mit 4-fädiger Wolle bewährt sich bei meiner Maschine der mittlere Abstand. Vielleicht gibt es hier aber auch individuelle Maschineneigenheiten. 

Schwergang entsteht auf jeden Fall auch, wenn die beiden Betten nicht parallel oder insgesamt zu weit auseinander stehen (weiter als durch die Knopfabstände definiert). 
Aber auch, wenn der Bettenabstand zu klein ist, geht der Schlitten schwerer. 
Bei meinem Rippenschal habe ich den größten Abstand gewählt. 


Epilog: 
Ich hoffe, das ist trotz der schlechten Bildqualität etwas hilfreich. 
Die Fotos entstanden irgendwann zwischen Mitternacht und Aufstehen. Leider habe ich zur Zeit wieder sehr mit Schlaflosigkeit zu kämpfen. Nachts an Maschinen herumzubasteln ist für mich manchmal eine gute Möglichkeit, um Gedanken zu fokussieren und Gedankenschleifen auszublenden, die sich mit Lösungen für Probleme beschäftigen, für die von anderen Beteiligten keine Lösungen gefunden werden wollen. Es ist eine Art Achtsamkeitsübung. 
Dieser Post ist wenig adventlich und tatsächlich hält sich die "kassische/gewünschte/gemütliche" Adventsstimmung bei mir derzeit sehr in Grenzen. Nichtsdestotrotz oder trotzdem oder gerade deshalb weiß ich, dass ich alles, was mich belastet an Gott abgeben kann und dass es bei ihm gut aufgehoben ist. Dass mein "echtes Leben", mein "Ich", nicht durch Probleme definiert wird, die andere mir aufnötigen, sondern durch das "Ja" Gottes zu mir, zu allen Menschen, auch zu denen, die mir das Leben so schwer machen. Dass dieses "Ja" Gottes durch Jesus sozusagen "greifbar" wurde und dass es gut ist, seine Hoffnung und Erwartung in Gott zu setzen: 
"Advent im echten Leben."  





1 Kommentar:

  1. Liebe Damaris,
    mit deinem feinen Bericht - und die Fotos sind nicht schlecht - hast du mich motiviert, wieder eine größere Putzaktion anzugehen.
    Deine Beschreibung der Abläufe ist fast auf jede Maschine übertragbar und gehört ins Maschinen-Know-How-Schatzkästlein.

    Das Gedankenkarussell kenne ich, dann "stricke" ich mit geschlossenen Augen: Maschenanschlag, gedachtes Muster, am besten ein rhythmisches Strukturmuster, und meist klappt es.

    Was Advent bedeutet, habe ich neulich in der Wortgottesfeier dargelegt: aufwachen und aufstehen, gerade, wenn die Zeit einen am liebsten "liegenbleiben und die Decke über den Kopf ziehen" nahelegt. Fast so schwierig wie die Fastenzeit. Dieses Jahr bleibt die Besinnlichkeit auf der Strecke.

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