unbezahlte Werbung

Werbehinweis: Mein Blog dient vor allem mir selbst als Gedächtnisstütze. Daher werden Firmen und Marken genannt, deren Materialien bzw. Designs ich verwende. Teilweise ist die Nennung auch zur Kennzeichnung von Urheberrechten notwendig. Außerdem werbe ich hier für meine Bücher. Ich werde nicht für Werbung bezahlt.

Donnerstag, 6. Juli 2017

Das Schnörkel- Spinnrad oder....




... es muss nicht immer topmodern sein.

Neulich (am 24.6.) kam eine Freundin zu Besuch und brachte ihr neu erworbenes altes Spinnrad mit.

Wir wollten testen, ob es spinnt.

Fazit: Es spinnt - und zwar gar nicht mal so schlecht.

Das Spinnrad hat eine klassische Rahmenbauweise, wie sie auch von sehr alten Rädern bekannt ist.
Es scheint jedoch eine eher "mittelalte" Eigenkonstruktion zu sein, vielleicht aus der 2. Hälfte des 20. Jhd., aus schwer schnörkelig gedrechselten Teilen und schlichten Holzlatten. 
Und es wurde definitiv benutzt.

Für einen ersten Spinnversuch setzten wir den intakten Flügel ein und ich zog einen alten, knubbelreichen Kammzug unbekannter Art aus der Kiste, der mir mal mit irgendeinem Mischpaket ins Haus gekommen war und den ich gar nicht mochte – genau das richtige Material zum "Verhunzen". 
Flugs war die erste kleine Spule fast voll. Und die zweite auch. 

Zum Zwirnen nahm ich den kaputten Flügel. Der geht auch und bietet viel Zwischenraum bis zum Spulenkern. Da könnte man auch noch einen "Berg" draufzwirnen und auf diese Weise mehr Garn draufpacken. 


Nette Details:

Einer der Füße ist per Holzgewinde höhenverstellbar, so dass man dem Spinnrad auf jedem Untergrund zu einem festen Stand verhelfen kann.

Auf der hinteren Rahmenleiste sind drei Metallspieße zur Aufbewahrung der (insgesamt vier) Spulen .
Außerdem gibt es eine extra Lazykate, die jedoch leicht kippt. 

Einer der beiden Flügel ist gebrochen, sein Flügeldorn ist eine Stricknadel!
Der Ersatzflügel passt optisch gut zum Rad und hat versetzte Haken, was ein gleichmäßiges Aufwickeln leicht macht. 

Die Übersetzung liegt bei ca 1 : 8, womit man schon was anfangen kann.

Die Flügelbremse müsste wohl mal erneuert werden. 
Der Einzug war jedoch sehr angenehm und gar nicht ruckelig oder streng. 

Es kostete mich anfangs etwas Mühe, mich an des Treten auf diesem quergestellten Pedal zu gewöhnen und das Schwungrad gleichmäßig in die gleiche Richtung zu bewegen. Als ich den Bogen raus hatte, lernte ich die Konstruktion aber auch gleich schätzen: Durch diese Anordnung des Pedals kann man sich seinen bequemen "Trittwinkel" selber suchen, indem man den Fuß mehr nach rechts oder links schiebt. Außerdem ist die Holzlatte des Rahmens als "Fußstütze" durchaus angenehm. 

Alles in allem ein Spinnrad, mit dem man arbeiten kann. 

Nach dem Probespinnen haben wir das Rädchen dann noch ein bisschen geputzt : ) und schöne Fotos standen an diesem Nachmittag definitiv nicht auf der Todo Liste - sorry. 

Dienstag, 4. Juli 2017

Patchworkdecke aus alten Hemden


Sohn II wünschte sich eine Decke "in der Farbe des Himmels". 
Die bekam er nun zum 15. Geburtstag. Und weil mein Kleiner jetzt ca. 1,85m misst, habe ich die Decke gleich hübsch groß gemacht: ca. 144cm x 245 cm.  

Zutaten: 
Oberseite: ausgediente Baumwollherrenhemden 
Procion MX Farben
Vlies: "No-Name"- Baumwollvlies mit 260cm Breite aus dem nächstgelegenen Patchworkladen
Rückseite: Flanellstoffe aus Dornröschens Schatzkiste 
Randstreifen: eingefärbter Wäschestoff. 
Baumwollgarn
Geduld
genäht zum allergrößten Teil auf der muskelkraftbetriebenen Pfaff 260. 

So ging's: 
1. alte Hemden waschen, filetieren ...   
...und färben. 

2. Quadrate zuschneiden: 
mit je 15cm Seitenlänge in 3 Farbstellungen: so ungefähr je 66, 75 und 21 Stück
3. Quadrate zusammennähen. 

An dieser Stelle beschloss ich, meine moderne computergesteuerte Nähmaschine endgültig aus dem Fenster zu werfen, weil ich die Nase nun wirklich gestrichen voll hatte. Was hier in einem knappen Foto festgehalten ist, dokumentiert das Ende umfangreichster Nähproben mit mehreren verschiedenen nagelneuen Markennadeln, mehrfach frisch eingefädelter Maschine, gründlich gereinigter Greiferregion, Testreihen mit verschiedenen Garnen und jeder Menge Geduld und Nerven und bildet den lästigen Höhepunkt einer langen Reihe von Problemen mit dem blöden Ding. 
(Also: Wenigstens eine gerade Naht auf Hemdstoff sollte doch mal möglich sein, ohne ein komplettes Parallel-Stück anfertigen zu müssen und zwei Tage erfolglos auf der Suche nach der optimalen Nadel-Stoff-Garn-Kombi für eine fehlerfreie Naht herumzutüfteln ... 
An das äußerst mimosenhafte Verhalten bei Zier- und Stretchstichen hatte ich mich ja allmählich gewöhnt... ) 
Ich habe sie dann allerdings doch lieber verpackt und zum zweiten Mal zwecks Garantie zum Händler zurückgeschickt.... also die Maschine, meine ich. 

Während ich das hier schreibe, habe ich sie von ihrem Ausflug sowohl zum Händler als auch zu Janome selbst bereits wieder zurück bekommen und ein erster kleiner Nähversuch verlief völlig fehlerfrei, was hoffen lässt. Aber das ist dann eine andere Geschichte. 
(Vielleicht werden wir ja doch noch Freunde.)

also zurück zu 3.: 
3. Quadrate zu Ninepatches zusammennähen: jeweils 3x3 Quadrate. 
Für die Randstücke nähte ich nach vorheriger Berechnung auch mal 3x5  oder 3x7 zusammen. 

4. Ninepatches vierteln: Das Zauberwort heißt "disappearing ninepatch".  

5. Alle 66 Teile auf dem Boden auslegen und hübsch anordnen.  (ohne Foto)
6. zu Reihen zusammennähen und die Reihen zur Fläche verbinden

7. Unterseite vorbereiten: Sohn wünschte sich, sie solle "ganz anders" sein als die Vorderseite, am liebsten nochmal Patchwork. Nun, das hielt ich nicht für zweckmäßig. Er suchte sich dann aus meinen Vorräten einen Flanellstoff aus, der nicht ganz ausreichte und so nähte ich je oben und unten noch einen Streifen eines anderen Flanellstoffs an. 

8. Die drei Lagen verbinden: 
Eigentlich wollte ich heften, aber das schien mir dann ein Ding der Unmöglichkeit. Wie soll man da an die Mitte kommen, wenn das alles auf dem Boden ausgebreitet ist? Langsam spüre ich wohl auch das Alter in den Knochen.... 
Dann wollte ich mit Sicherheitsnadeln "heften", aber die bohrten so fette Löcher in den Stoff. Deshalb gab ich das auch schnell wieder auf und steckte schließlich ganz klassisch mit Stecknadeln.... 

9. Quilten. 
Ich habe den Janome-Obertransportfuß an der Pfaff 260 angebracht. Die Nadel sitzt bei dieser Kombination nicht mittig im Fuß, dadurch ergibt sich eine Abweichung, die ich gut nutzen konnte, um jeweils im gleichen Abstand neben der Naht zu steppen: 
Nadelposition Mitte und Stoff mittig am Fuß ausgerichtet führen ->  Naht knapp links neben der Naht.
Nadelposition rechts und Stoff mittig am Fuß ausgerichtet führen ->  Naht knapp rechts neben der Naht.
So konnte ich immer vom gleichen Deckenrand her in der gleichen Richtung steppen. Erst die Quernähte, dann die Längsnähte, wobei ich die Stecknadeln da schon hätte früher entfernen können. 
Die Steppnähte knapp neben der Naht und auf (!) den Nahtzugaben sollen die Nähte zusätzlich stabilisieren, denn bei jenen Stücken, die mit der Janome genäht waren, sind ja eine Menge ausgelassener Stiche mit drin. Dort soll sich die Decke nicht auflösen. 

Das Quilten ging erstaunlich gut und es gab keinerlei "festgenähten" Faltenwurf. Die Stoffe ließen sich sehr schön führen. Aber meine Knie spürte ich dann schon mal zwischendurch und von "faltenfreier Optik" kann nach dem ganzen Gerolle unter der Nähmaschine auch keine Rede mehr sein.... 

10. Stoffstück mit "Signatur" und Jahreszahl besticken und auf die Kante der Rückseite nähen, ohne den Oberstoff mitzufassen.  

11. Randstreifen schneiden, annähen, umlegen, aufnähen. 
Fertig. 

Ich finde die Decke sehr gelungen. Die glatte Oberseite und die flauschige Unterseite ergänzen sich gut und die Decke fühlt sich sehr schön an. Auch Sohn II gefällt sie und so freuen wir uns beide darüber. 



Verlinkt mit Creadienstag und Gustas Upcycling Linkparty